Nein, das ist kein Zuhause
Stellen Sie sich vor, alle Einwohnerinnen und Einwohner Europas müssten mit weniger als 1,85 Franken am Tag Leben. Alle Menschen zwischen dem norwegischen Tromsø und dem griechischen Heraklion würden ihr Dasein in «extremer Armut» fristen. Sie könnten ihre Grundbedürfnisse, wie ausreichend zu Essen, sauberes Wasser, Bildung für ihre Kinder oder eine Gesundheitsversorgung, kaum decken.
Bittere Realität für 700'000'000 Menschen
Im Globalen Süden leben rund 700'000'000 (mit acht Nullen!) in extremer Armut – das entspricht in etwa der Einwohnerzahl von ganz Europa. Diese Menschen haben sehr wenig oder gar kein Einkommen und keine fair bezahlte Arbeit. Sie können weder ihre Kinder in die Schule schicken noch zum Arzt gehen, wenn sie krank sind. Ihnen stehen keine finanziellen Ressourcen zur Verfügung, um die Folgen von Klimakrise, Lebensmittelknappheit oder politischer Instabilität abzufangen. Weil sich Krisen weltweit häufen und überlagern wird ihr Lebenskontext noch unbeständiger und angespannter.
«Wir dürfen nicht akzeptieren, dass mehr als eine halbe Milliarde Menschen weltweit in extremer Armut leben. Politik, Wirtschaft und die Zivilgesellschaft müssen jetzt dringend handeln.»Peter lackdirektor caritas schweiz
Was tut Caritas Schweiz gegen die extreme Armut?
Es ist unser Ziel, bessere Lebensgrundlagen für Menschen in Not zu schaffen und die weltweite Armut zu verringern. Um die grösste Wirkung für Betroffene zu erreichen, stehen ihre Bedürfnisse stets im Zentrum unserer Arbeit. Wir begegnen den Menschen auf Augenhöhe und erarbeiten Lösungen gemeinsam mit ihnen. Zusammen mit lokal verankerten Partnerorganisationen engagieren wir uns in unseren Kernthemen: Einkommen und Ernährung, Klimagerechtigkeit sowie sichere Migration.
Globale Armutsbekämpfung kann aber nur funktionieren, wenn sie ganzheitlich gedacht und angegangen wird. Das heisst, sie muss plötzlich eintretende Katastrophen ebenso im Blick haben wie schleichende oder vergessene Krisen und Missstände. Wo und wann immer möglich verbinden wir deshalb Nothilfe mit mehrjährigen Entwicklungsprojekten und streben so kurz- und langfristige Veränderungen im Leben von besonders armen und benachteiligten Menschen an.
Bessere Lebensgrundlagen für Menschen in Not
Gemeinsam mit den Menschen in Not stossen wir Veränderungen an. Dies zeigen die Geschichten von Arecinda Yngrid Cambar aus Venezuela, Rakhiye Hissein Harba aus dem Tschad und Hour Sokkea aus Kambodscha:
Armut und die Agenda 2030
Armut ist mehr als ein Mangel an Geld. Armut zwingt Menschen, unter unwürdigen Bedingungen zu leben, ob wegen materieller Notlagen wie ausfallender Ernten oder immaterieller Hindernisse, etwa durch politische Unruhen. Armut bedeutet auch:
- durch eine Katastrophe die Existenzgrundlage zu verlieren
- fehlende Einkommensperspektiven
- die Heimat wegen Klimaveränderungen, Krieg oder Gewalt verlassen zu müssen
- die Grundbedürfnisse des Alltags nicht decken zu können
- keinen Zugang zu Bildung zu haben
- sich keine adäquate Gesundheitsversorgung leisten zu können
- in einem prekären Arbeitsverhältnis zu stehen
- in ungesunden Verhältnissen wohnen zu müssen
Mit der «Agenda 2030» haben sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen zum Ziel gesetzt, die extreme Armut bis im Jahr 2030 gemeinsam zu beenden. Der Aktionsplan wurde von 193 Ländern unterzeichnet, auch von der Schweiz. Jede Nation hat sich mit ihrer Unterschrift dazu verpflichtet, mitzuhelfen, die Lebensbedingungen der Menschen in extremer Armut zu verbessern.
Doch stattdessen werden in vielen westlichen Ländern die Beiträge für die internationale Entwicklungszusammenarbeit gekürzt. Eine Erreichung des Ziels, die extreme Armut zu beseitigen, scheint in weite Ferne gerückt zu sein.
Caritas Schweiz leistet national und international einen Beitrag zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung, die von der UNO in der Agenda 2030 festgelegt wurden.
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Titelbild: Nein, das ist kein Zuhause © Reto Albertalli