«Am Ende des Monats bleibt nicht viel übrig»
Herr und Frau Huber* haben ihr Leben lang geschuftet, trotzdem reicht ihre Rente nicht aus, um über die Runden zu kommen. Deshalb kaufen sie regelmässig im Caritas-Markt ein, wo es vergünstigte Lebensmittel gibt. Dennoch hegen sie einen sehnlichen Wunsch.
Die Geschichte von Herrn und Frau Huber ist typisch für Personen, die von Altersarmut betroffen sind. Herr Huber, ein gelernter Schlosser, hat jahrelang auf dem Bau gearbeitet, mal als Festangestellter, mal als Temporärer, ehe er ein Taubheitsgefühl in seinem linken Bein verspürte. Die Folge: Erst musste er die Arbeit reduzieren, dann ganz aufgeben. Heute geht der 79-Jährige an einem Stock, der ihn allerdings nicht daran hindert, den schweren Einkaufskorb im Caritas-Markt zu tragen. Doch dazu später mehr.
Frau Huber hat die Hauswirtschaftsschule besucht, kümmerte sich aber zu Hause um die vier Kinder. Als diese älter waren, arbeitete sie nebenbei als Hauswartin in ihrem Quartier und als Putzfrau in verschiedensten Firmen, erzählt die heute 70-Jährige.
Kaum Geld auf der Seite
Hubers, die in der Region Luzern wohnen, haben wenig Erspartes und beziehen Ergänzungsleistungen. Doch auch damit reiche das Geld nur knapp, wie Frau Huber sagt:
«Am Ende des Monats bleibt nicht viel übrig.»Frau huberArmutsbetroffene
Aus diesem Grund gehen sie praktisch ausschliesslich in den Discounter oder in den Caritas-Markt einkaufen. Letzterer bietet an 22 Standorten in der Schweiz Lebensmittel, Hygieneartikel und andere Produkte des täglichen Bedarfs zu stark vergünstigten Preisen an. Möglich machen es langjährige Partnerschaften mit Lieferanten. In den Caritas-Markt dürfen Personen, die Ergänzungsleistungen oder Sozialhilfe beziehen, eine Kulturlegi besitzen oder am/unter dem Existenzminimum leben.
«Spüren Teuerung deutlich»
Im Einkaufskorb, den Herr Huber durch die Gänge trägt, sind Zwiebeln, Zucchetti, Eier, Mayonnaise und ein Liter Milch zu sehen. Beim Teigwarenregal bleiben er und seine Frau stehen.
«Bisher haben wir die Nudeln immer im Discounter gekauft. Aber dort sind sie jetzt einen Franken teurer als noch vor einem Jahr.»Frau huberARmutsbetroffene
Grund ist die Inflation. Für viele Armutsbetroffene sprengen solche Preisanstiege das ohnehin schon knappe Budget. «Die Teuerung spüren wir deutlich», bestätigt Herr Huber, greift nach einem Pack Spiralnudeln und humpelt zur Kasse.
Der Zustand seines Beines sei konstant, sagt der rüstige Senior, wobei eher konstant schlecht als recht, wie er mit einem Schmunzeln anfügt. Er und seine Frau hegen deshalb einzig den Wunsch, dass sich ihr Gesundheitszustand nicht verschlechtert und sie weiterhin eigenständig mit dem Bus von der Agglomeration in die Stadt zum Caritas-Markt fahren können. Denn angesichts ihrer angespannten finanziellen Situation ist eines sicher: Auch nächste Woche werden sie im Caritas-Markt einkaufen müssen.
*Name geändert
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Titelbild: Armutsbetroffene Personen können im Caritas-Markt stark vergünstigte Produkte einkaufen. © Corinne Sägesser