Caritas-Präsidentin: «Wir brauchen mehr Langfristigkeit»

Interview zum Potenzial der Jugend in Ostafrika

Uganda hat eine der jüngsten Bevölkerung der Welt, etwa 80 Prozent der Menschen sind unter 30-jährig. Allerdings gibt es nicht genügend Arbeitsmöglichkeiten und die Armut grassiert. Im Interview erklärt Monika Maire-Hefti, Präsidentin von Caritas Schweiz, weshalb das Land in Ostafrika als aufstrebend gilt und was sie sich von Behörden und Spendenden wünscht.

Monika Maire-Hefti, Caritas Schweiz ist in rund 20 Ländern weltweit tätig. Weshalb sind Sie ausgerechnet nach Uganda gereist?

Zugegeben, ich hatte zuvor keine persönlichen Berührungspunkte mit Uganda. Das Land ist aber ein gutes Beispiel für die Arbeit von Caritas Schweiz. Hier sind wir seit 1994 tätig und setzen verschiedenste Projekte um. Wir leisten sowohl kurzfristige humanitäre Nothilfe als auch langfristig angelegte Entwicklungszusammenarbeit.

Welches sind die aktuellen Herausforderungen in Uganda?

Vor allem der Norden ist immer noch gezeichnet vom jahrzehntelangen Bürgerkrieg, der 2008 endete. Die Armut ist gerade dort sehr gross. Hinzu kommen Hunderttausende Geflüchtete aus den Nachbarländern und die Folgen der Klimakrise. Was mich als ehemalige Bildungsdirektorin besonders bewegt, ist die junge Bevölkerung. Etwa 80 Prozent ist unter 30 Jahre alt, die Hälfte unter 15 Jahre. Weil es bei weitem nicht genügend Arbeitsmöglichkeiten gibt, ist das eine Herausforderung, aber auch eine Chance.

Wie meinen Sie das?

Die Zukunft liegt in den Händen der Jungen. Ihr Potenzial ist gross, wie ich auf der Projektreise feststellen konnte. Viele sind motiviert und haben einen richtigen Unternehmergeist. Häufig fehlen aber die Mittel, um ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Und wer dies schafft, hat oft Schwierigkeiten, den Überblick über die Finanzen zu bewahren oder die richtigen Preise anzusetzen. Sie brauchen aber meistens lediglich einen kleinen «Anstoss», um ihr Geschäft aufzubauen oder professioneller, erfolgreicher und langfristig zu führen. Da setzt Caritas Schweiz mit ihren Projekten an. Es war schön zu sehen, dass wir mit wenig Unterstützung viel bewirken können. Von einem funktionierenden Geschäft profitieren nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Familien, Lieferanten, Händler oder andere Partner.

Wie sieht diese Unterstützung denn aus?

Mit einem unserer neuen Projekte fördern wir beispielsweise 18- bis 30-jährige Jungunternehmerinnen und -unternehmer mit Schulungen. Dort lernen sie das Wichtigste über Buchhaltung, Kostenkalkulation oder Marketing. Zudem werden sie eng von Mentoren begleitet und erhalten befristete Mikrokredite. Was ich dabei besonders wichtig finde: Sowohl unser Personal als auch jenes unserer Partnerorganisationen stammt selbst aus Uganda. Sie kennen die Arbeitskultur und Herausforderungen der Projektteilnehmenden bestens und können die Inhalte dadurch viel besser vermitteln, als wenn dies jemand aus Europa machen würde.

Was nehmen Sie persönlich aus dieser Reise mit?

Uff, da gibt es so vieles! Mir wurde zum Beispiel bewusst, wie wichtig die Kombination von kurz- und langfristigen Massnahmen ist. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Unterstützung nachhaltig anhält. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, öffentliche und private Geldgeber für ein langfristiges Engagement zu gewinnen, da die Resultate nicht sofort erkennbar und erst nach einer gewissen Zeit messbar sind. Wir brauchen aber unbedingt mehr Langfristigkeit, um die immer komplexeren Herausforderungen in Ländern wie Uganda mit Armut, Migrationsströmen und Folgen der Klimakrise zu bewältigen.

Geschrieben von Niels Jost, Mitarbeiter Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Caritas Schweiz

Interviewanfragen und weitere Informationen: medien@caritas.ch

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Titelbild: Grosses Potenzial in Uganda © Laura Steiner/Caritas Schweiz