Caritas vermittelt Jobs und unterstützt lokale Unternehmen

Neues Projekt gegen Arbeitslosigkeit in der Ukraine

Weil ein baldiges Kriegsende in der Ukraine nicht in Sicht ist, geht Caritas Schweiz von der humanitären Nothilfe in die langfristige Aufbauarbeit über. Die Caritas vermittelt zum einen Arbeitsplätze, zum anderen leistet sie Anschubfinanzierungen, damit Betriebe ihre Arbeit wieder aufnehmen können – ein Novum im kriegsversehrten Land.

Es sind Zahlen, die aufhorchen lassen: Etwa jede zweite bis jede dritte Person im arbeitsfähigen Alter ist in der Ukraine arbeitslos, schätzungsweise 50 Prozent aller Unternehmen haben ihren Betrieb seit dem Ausbruch des Krieges im Februar 2022 einstellen müssen.

Da viele Ukrainerinnen und Ukrainer kein regelmässiges Einkommen mehr und kaum Erspartes haben, können sie oftmals nicht ausreichend Lebensmittel kaufen – auch, weil die Preise aufgrund der vielerorts unterbrochenen Transportketten in die Höhe geschnellt sind.

«Wir möchten den Menschen in der Ukraine wieder eine langfristige Perspektive geben», sagt Conor Dolan, Projektverantwortlicher bei Caritas Schweiz. Ein neues Projekt soll die kriegsversehrte Bevölkerung in vielerlei Hinsicht stärken. Dieses setzt bei zwei Ebenen an. Zum einen sollen besonders vulnerable Personen temporäre Arbeitseinsätze leisten können, beispielsweise bei der Reinigung und Reparatur kritischer Infrastruktur wie Schulen und Spitäler oder bei der Betreuung von Kindern, gesundheitlich angeschlagenen oder älteren Personen. Dieser Teil des Projekts wirkt sich gleich im doppelten Sinne positiv aus: Die Frauen und Männer erhalten für ihren Einsatz einen Lohn und die Öffentlichkeit profitiert von ihrer Arbeit.

Zum anderen setzt das Projekt bei der finanziellen Unterstützung von kleinen Unternehmen an, die ihren Betrieb wegen des Krieges einstellen mussten. Dank einer Anschubfinanzierung sollen sie ihre Tätigkeit wieder aufnehmen können und so die ukrainische Wirtschaft ankurbeln. Hiervon sollen beispielsweise Handwerkbetriebe oder Landwirte profitieren, die ihre zerstörten Werkzeuge oder Maschinen ersetzen müssen.

«Die Menschen sehnen sich nach Normalität»

Das Projekt wird aktuell in vier Regionen umgesetzt, in den östlichen und südlichen Oblasten Poltavska, Ivanofrankivska, Khmelnytska und Chernivetska. Dort geht das alltägliche Leben trotz der Allgegenwart des Krieges weiter, erzählt Conor Dolan. «Die Menschen sehnen sich nach einem Stück Normalität und einem geregelten Alltag. Viele wollen arbeiten und wieder unabhängig sein.»

Mit dem Projekt leisten die Caritas und ihre Partnerorganisationen einen Beitrag zur psychischen Gesundheit der Menschen. Denn Personen mit einem geregelten Einkommen sind weniger Stress ausgesetzt. Ausserdem kann das ukrainische Sozialwesen entlastet werden.

Das Projekt läuft vorerst bis Ende Jahr. Ziel ist es, etwa 2ʼ260 Personen unterstützen zu können. Eine anschliessende Ausweitung auf weitere Regionen und mehr Personen ist angedacht. Parallel dazu wird die Caritas ihre humanitäre Nothilfe fortsetzen. Denn wie das ununterbrochene Kriegstreiben oder die aktuelle Zerstörung des Kachowka-Staudamms verdeutlichen, sind die humanitären Bedürfnisse in der Ukraine nach wie vor enorm. Auch für Conor Dolan ist klar: «Wir müssen flexibel bleiben und passen unsere Hilfe den sich ständig verändernden Umständen an.»

Geschrieben von Niels Jost

Interviewanfragen und weitere Informationen: medien@caritas.ch

Weitere Informationen

Titelbild: © Andrey Potochevsky