Caritas warnt vor schwerwiegenden Folgen des Sudan-Konflikts
Die Kämpfe im Sudan bereiten Caritas Schweiz grosse Sorgen. Das Hilfswerk ist in den Nachbarländern Tschad und Südsudan tätig, wohin bereits Tausende Menschen geflüchtet sind. Auch in Äthiopien könnte sich die Lage zuspitzen. Die Hilfe von Caritas ist umso wichtiger.
Die Gefechte zwischen der sudanesischen Armee und den Paramilitärs haben bereits mehrere Hundert Todesopfer gefordert, über 4'000 Personen sind verletzt. Der Konflikt löst auch in umliegenden Ländern grosses Unbehagen aus. Dies berichten Mitarbeitende von Caritas Schweiz, die im Tschad, Südsudan und in Äthiopien tätig sind. Denn die Lage in diesen Ländern, die zu den ärmsten der Welt gehören, ist ohnehin schon prekär.
In den Tschad sind laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR bereits zwischen 10ʼ000 und 20ʼ000 Menschen geflüchtet, in den Südsudan ungefähr 9'000. Es handelt sich überwiegend um Frauen und Kinder. «Besonders beunruhigend ist, wie schnell die Flüchtlingszahlen steigen», sagt Petra Winiger, stellvertretende Leiterin Internationale Zusammenarbeit bei Caritas Schweiz. «Eine weitere Eskalation des Konflikts im Sudan würde die ganze Region destabilisieren.»
Es fehlt an Wasser, Nahrung und Schutz
Grund dafür ist der seit 2003 andauernde Darfur-Konflikt im Westen des Sudans, wegen dem sich bereits rund 400ʼ000 geflüchtete Menschen in tschadischen Flüchtlingscamps befinden. «Weitere Personen könnte der Tschad kaum aufnehmen. Es fehlt an Wasser, Nahrung und Schutz», sagt Petra Winiger. Verschärft wird die Situation durch Dürren, die mangelnde Sicherheit und politische Instabilität. Petra Winiger spricht von einer «humanitären Katastrophe».
Weitere unmittelbare Folgen der aktuellen Kämpfe sind steigende Lebensmittelpreise. Denn als Sicherheitsvorkehrung hat die tschadische Regierung die Grenze zum Sudan für Warentransporte geschlossen. In dieser Region, die Fertigprodukte wie Zucker, Mehl oder Seife aus dem Nachbarland bezieht, erhöht das die Not der ärmsten Bevölkerungsgruppen zusätzlich.
Wichtige Öl-Pipelines gefährdet
Auch im Südsudan besteht das Risiko, dass weniger Güter importiert werden können. Dies würde die Existenz der Bevölkerung gefährden und die Sicherheitslage verschlechtern. Darüber hinaus gibt es Befürchtungen, dass sich der Konflikt auf die Öl-Pipelines auswirkt. Dies hätte Folgen für die ganze Wirtschaft des Südsudans, der 90 Prozent seines Haushalts durch das Öl finanziert.
Nach Äthiopien hat es noch keine ausserordentliche Fluchtbewegungen aus dem Sudan gegeben. Weil aber auch in der dortigen Grenzregion immer wieder Kämpfe aufflammen, werden die neuesten Entwicklungen genau beobachtet.
Angesichts dieser Lage ist es umso wichtiger, die laufenden Hilfsprojekte weiterzuführen und die Nothilfe für Geflüchtete und Aufnahmezentren auszubauen. Caritas Schweiz engagiert sich aktuell mit je fünf Projekten im Tschad und im Südsudan sowie mit knapp einem Dutzend in Äthiopien. Dabei geht es um Ernährungs- und Einkommenssicherheit, Massnahmen gegen den Klimawandel und um Bildung.
Geschrieben von Niels Jost
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Titelbild: Zwei Frauen mit ihren Kindern in einem Flüchtlingslager in Zentralafrika © Joseph Kitsha Caritas Schweiz