«Das Bauchweh ist passé»
Hawi (8) gehört zu den Besten seiner Klasse. In einem kleinen Dorf im Süden Äthiopiens lernt er neben gewöhnlichen Fächern auch viel über Hygiene, Händewaschen und Gärtnern. Dieses Wissen hat bereits etwas Entscheidendes in seinem Leben verändert.
Hawi strahlt über das ganze Gesicht. Für das Foto hat er extra sein Lieblingshemd angezogen. «Mein Vater hat es mir zum Schulbeginn geschenkt», erzählt der Achtjährige stolz und zeigt das Klassenzimmer, seine Hefte, den Schulgarten – und das WC-Häuschen. «Bevor die Caritas zu uns in die Schule kam, hatten wir kein sauberes Wasser, um uns die Hände zu waschen», erklärt Hawi.
«Eines Tages möchte ich Lehrer werden.»Hawi
Wie viele seiner Klassenkameraden litt er deshalb immer wieder an Durchfall und hatte Bauchweh. An Unterricht war an solchen Tagen nicht zu denken. Der Drittklässler geht aber sehr gern zur Schule. «Ich bin der Beste in meiner Klasse», sagt er und grinst. Sein Lieblingsfach sei Oromo, die Sprache, die in Bale im Süden Äthiopiens am häufigsten gesprochen wird.
Spielerisch an wichtige Themen heranführen
Hier unterstützt die Caritas die lokalen Behörden, in den Schulen den Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen zu verbessern – etwas, das gerade in den ländlichen Gebieten fehlt. Zudem erhalten die Lehrpersonen Trainings, um die Kinder spielerisch an Hygiene-Praktiken heranzuführen und sie mit den Ursachen von Krankheiten vertraut zu machen.
So können die Kinder neben dem WC-Häuschen ihre Hände waschen. Möglich macht’s eine simple Vorrichtung: Mit dem Fuss den Hebelzug zum Wasserkanister betätigen, die aufgehängte Seife packen, einseifen, abspülen, fertig.
Hawi darf auch im neu errichteten und bewässerten Garten mitanpacken. Kohl, Karotten, Kartoffeln oder Zuckerrüben pflanzen die Lehrpersonen hier gemeinsam mit den Kindern an.
Das Gelernte trägt Hawi mit nach Hause. Seine Eltern haben ebenso einen Garten angelegt. Derweil hat der Achtjährige seinen drei kleineren Geschwistern gezeigt, wie sie sich die Hände richtig waschen. Das Bauchweh ist damit passé. «Das soll für alle Kinder in Äthiopien so sein», sagt Hawi. «Eines Tages möchte ich deshalb Lehrer werden.»
Äthiopien zählt über 120 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und ist nach Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Dürren, bewaffnete Konflikte und eine hohe Umweltverschmutzung führen dazu, dass mehrere Millionen Menschen nur eingeschränkten Zugang zu Wasser haben. Dies betrifft etwa drei Viertel der Schulen – und über 50 Prozent der Schulen verfügen über keine oder nur begrenzte Sanitäranlagen und Hygieneeinrichtungen.
Die Caritas hilft mit sogenannten «Blue Schools», die Situation nachhaltig zu verbessern.
- Ein Abfallkübel – vor Ort gefertigt aus Bambus – für jedes Klassenzimmer in einer Schule kostet rund 30 Franken.
- Mit 300 Franken kann eine ganze Schule mit Gartenwerkzeugen wie Schaufeln, Pickel oder Schubkarren ausgerüstet werden.
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Titelbild: Einfach, aber effektiv: Die Vorrichtung, dank der Hawi seine Hände richtig waschen kann.