Der Winter erschwert das Leben in der Ukraine zusätzlich
Seit Monaten dauern die russischen Angriffe auf die Ukraine an. Die Minustemperaturen in weiten Teilen des Landes und anhaltende Stromunterbrüche erschweren das Leben der kriegsgebeutelten Menschen. Caritas setzt alles daran, notwendige Hilfe zugänglich zu machen.
Olga kommt aus Mykolaiv. Trotz Dauerbeschusses haben sie, ihr Mann und ihr Sohn die Stadt lange nicht verlassen. In den Nächten harrten sie mit anderen Familien in einem feuchten Keller aus, um sich vor den Angriffen zu schützen. Als der Sohn wegen verunreinigten Wassers schwer erkrankte, beschlossen sie, Mykolaiv zu verlassen und nach Odessa zu fliehen. Dort war die allgemeine Lage zwar ruhiger, aber Olgas Mann fand keine Arbeit. Zum Nichtstun gezwungen und von der Situation überfordert wurde er immer gereizter. Irgendwann schlug die Frustration in ungehemmte Aggression um – Olga sah sich gezwungen, ihren Mann zu verlassen.
Leben im Ausnahmezustand
Nun stand sie völlig alleine mit ihrem Sohn da, ohne Schutz und ohne Geld, um die Miete in Odessa zu bezahlen. Sie zog weiter aufs Land. Dort hörte sie von den Hilfsleistungen der Caritas. Umgehend erhielt sie finanzielle Unterstützung, mit der sie dringend benötigte Medikamente für sich und ihren Sohn kaufen konnte. Dank der Betreuung durch eine Psychologin der Caritas fand sie wieder einigermassen Tritt im Leben. Grosse Sorgen bereitet ihr der Wintereinbruch. Es ist kalt und unwirtlich. Bei Caritas erhält sie Brennholz, um ihre Wohnung zu wärmen. Ein Lichtblick in diesen dunklen Monaten.
Fachliche, materielle und finanzielle Hilfe
Der Wintereinbruch fordert alle heraus. Die Temperaturen sinken vielerorts unter null Grad. In den besonders umkämpften Regionen sind die Wohngebäude oft schwer beschädigt, die Stromversorgung unterbrochen. In hunderten Zentren im ganzen Land organisiert Caritas Hilfeleistungen. Mitarbeitende und Freiwillige verteilen Decken, Schlafsäcke und warme Kleidung. Im ganzen Land werden kostenlose Mahlzeiten und Lebensmittelpakete abgegeben. Menschen, deren Häuser unbewohnbar sind, finden in Notschlafstellen Unterschlupf. Neben einem Dach über dem Kopf können die Betroffenen auch rechtliche oder psychologische Beratungen in Anspruch nehmen. Für Kinder ist in jedem der Notzentren ein Raum eingerichtet, in dem sie spielen und die traumatisierenden Umstände für einige Momente vergessen können.
Häuser, die beschädigt, aber noch bewohnbar sind, müssen dringend winterfest gemacht werden. Das heisst: Fenster einsetzen, Dächer zumindest notdürftig reparieren oder Öfen installieren. Hier wird neben der Materialhilfe fachliche wie finanzielle Unterstützung angeboten. Mit dem ausbezahlten Geldbetrag können die Familien kaufen, was sie besonders nötig haben. Dieses so genannte Cash-Assistance Programm wird von der Glückskette und der DEZA mitfinanziert.
Die Caritas in der Ukraine ist langjährige Projektpartnerin von Caritas Schweiz. Dank ihrer Erfahrung konnten die Mitarbeitenden vor Ort sehr schnell die Menschen in Not versorgen und die Projekte nach Bedarf anpassen. Allein im Jahr 2022 wird Caritas Schweiz rund 12 Millionen Franken für die Nothilfe- und Winter-Programme in der Ukraine umsetzen.
Geschrieben von Livia Leykauf