Die Caritas stärkt die finanzielle Einzelfallhilfe
Die Corona-Krise hat den Bedarf nach finanzieller Einzelfallhilfe deutlich gemacht. Caritas baut daher ein bereits bestehendes Angebot aus und schafft einen neuen Fonds für finanzielle Einzelfallhilfe für Familien und Alleinstehende.
Über 20'000 Menschen konnten Caritas Schweiz und die Regionalen Caritas-Organisationen in den letzten beiden Jahren mit einer finanziellen Unterstützung helfen. Das bereits knappe Budget vieler Haushalte geriet durch die Corona-Krise in Schieflage. Viele Personen verloren ihren Job, wurden auf Kurzarbeit gesetzt, erhielten als im Stundenlohn Angestellte weniger Einsätze oder mussten als Selbständige Einbrüche bei den Aufträgen hinnehmen.
Die Regionalen Caritas-Organisationen waren und sind in dieser schwierigen Zeit weiterhin eine wichtige Anlaufstelle für Menschen in Not. In den Sozial- und Schuldenberatung wird die Situation der Betroffenen analysiert, ein Budget erstellt und es werden gemeinsam langfristige und tragfähige Lösung erarbeitet. Oft kommen Menschen in finanzieller Not erst in die Beratung, wenn ihnen das Wasser bereits bis zum Hals steht. Sie versuchen vorher alles, um ihre Situation aus eigenen Mitteln zu stabilisieren. Sie reduzieren ihre Ausgaben auf das Allernotwendigste, schieben das Bezahlen von Rechnungen auf und verschulden sich bei der Familie oder im Freundeskreis. Sie kommen oft erst in die Beratung, wenn sie schon Ausstände bei der Miete oder den Krankenkassenprämien haben. Entsprechend schnell muss dann gehandelt werden.
Rasche und unkomplizierte Unterstützung
Caritas baut die bestehenden Unterstützungsangebote aus und schafft einen neuen Fonds für finanzielle Einzelfallhilfe für Familien und Alleinstehende. Dieser Fonds ermöglicht unkomplizierte und unbürokratische Hilfe.
Die Sozialarbeitenden in den Sozial- und Schuldenberatungen der Regionalen Caritas-Organisationen können den Betroffenen einmalig eine finanzielle Unterstützung gewähren, um Notsituationen zu verhindern und finanzielle Engpässe zu überbrücken. Mit dem Bezahlen einer Monatsmiete wird die Kündigung der Wohnung verhindert, die Kosten einer notwendigen Zahnbehandlung werden übernommen oder einem Kind wird die Teilnahme in einem Sportverein ermöglicht. Dabei gilt immer das Subsidiaritätsprinzip. Das heisst, dass nur unterstützt wird, wer keinen Anspruch auf staatliche Leistungen hat. Andernfalls werden die Betroffenen dabei begleitet, ihre Ansprüche geltend zu machen. Es wird beispielsweise gemeinsam der Antrag auf Sozialhilfe ausgefüllt. Der neue Fonds richtet sich daher hauptsächlich an Menschen, die knapp über dem Existenzminimum leben, die auf staatliche Unterstützung warten, die wegen ihrem Aufenthaltsstatus keinen Anspruch auf staatliche Leistungen haben oder diesen nicht geltend machen können. Sie arbeiten in Niedriglohnsektoren wie der Gastronomie, dem Detailhandel oder der Reinigung und sind häufig unter prekären Bedingungen angestellt. Alleinerziehende sind überdurchschnittlich betroffen und auf Unterstützung angewiesen.
Armutsrisiko bleibt hoch
Im zweiten Jahr der Corona-Krise nahmen die Anfragen bei der Caritas zwar ab, sie bleiben aber hoch. Caritas rechnet damit, dass weiterhin viele Menschen an der Armutsgrenze auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind. In diesem Jahr werden voraussichtlich immer mehr Corona-Unterstützungsmassnahmen auslaufen. Gut möglich, dass die Welle der Anfragen bei den Schuldenberatungen erst noch kommt. Mit dem neuen Fonds ist Caritas gewappnet, Armutsbetroffene in der Schweiz rasch und unkompliziert finanziell zu unterstützen.
Geschrieben von Martin Jucker
Titelbild: Überbrückungszahlungen halfen diesem Masseur, als wegen der Corona-Pandemie der Umsatz massiv zurückging. © Dominic Wenger