Ein starkes Team in höllischen Zeiten
Das Leben der 14-jährigen Beatriz und ihrer Mutter Margarita war geprägt von Gewalt und Missbrauch. Das Haus Minka unserer Partnerorganisation Enda bietet den beiden einen sicheren Ort mit psychologischer Betreuung, wo sie ihre Traumata verarbeiten können.
Es ist vier Uhr nachmittags und die Schulglocke klingelt in El Alto, Bolivien. An diesem Nachmittag standen Chemie und Mathe auf dem Stundenplan. Es sind die Lieblingsfächer der 14-jährigen Beatriz. Sie ist eine gute Schülerin mit Ambitionen: Eines Tages möchte sie die Polizeischule besuchen oder Medizin studieren. Nach der Schule läuft sie über die staubig trockenen Strassen nach Hause. Das Leben ist hart hier auf 4'000 Metern über Meer. Viele Menschen leben in Armut, Kriminalität und häusliche Gewalt sind an der Tagesordnung.
Heute hat Beatriz am Abend mit ihrer Mutter Margarita einen Termin im Haus Minka der Organisation Enda – sie gehen zur Therapie. Gemeinsam verarbeiten sie die Traumata, die sie mit sich herumtragen.
Mutter und Tochter werden Opfer von Gewalt
Margarita, ist 16 Jahre alt, als sie mit ihrem ersten Kind schwanger wird. Sie lebt damals mit dem Kindsvater bei dessen Familie, ihre Beziehung ist geprägt von Gewalt. Er schlägt sie regelmässig, sogar während der Geburt von Beatriz' älterem Bruder. Mehrmals versucht Margarita zu flüchten, das letzte Mal kurz vor Beatriz’ Geburt. Sie findet Zuflucht bei ihrer eigenen Mutter und bringt dort Beatriz zur Welt, inzwischen ist Margarita 18 Jahre alt.
Kurze Zeit später lernt Margarita einen neuen Mann kennen. Er entwickelt eine schöne Beziehung zu den Kindern, ist sehr liebevoll, hilft ihnen bei den Hausaufgaben und unterstützt Margarita. Für Beatriz ist dieser Mann ihr Vater, ihren leiblichen hatte sie nie kennengelernt. Sie liebt ihn sehr.
Alles läuft gut, bis Beatriz mit neun Jahren die ersten weibliche Rundungen entwickelt. Ihr Stiefvater kommt abends jeweils vor Margarita von der Arbeit nach Hause, sodass die Kinder mit ihm allein sind. Er fängt an, Beatriz in dieser Zeit zu missbrauchen. Beatriz schweigt lange – der Stiefvater droht, ihre Mutter umzubringen, wenn sie jemandem vom Missbrauch erzählt. Nach vier Jahren kann sie nicht mehr und vertraut sich ihrer Grossmutter an. Diese informiert Margarita und die beiden Frauen gehen zur Polizei. Immerhin greift die Justiz durch und der Stiefvater sitzt heute im Gefängnis.
Im Haus Minka finden die beiden mentale Zuflucht
Kurz darauf wird die völlig traumatisierte Beatriz über die Jugendanwaltschaft an die Organisation Enda und das Haus Minka verwiesen – sie ist jetzt 13 Jahre alt. Erste medizinische Untersuchungen zeigen, dass sie eine Geschlechtskrankheit hat, die behandelt werden muss. Noch wichtiger ist aber die psychologische Betreuung.
Beatriz kann nicht begreifen, dass ihr Stiefvater, den sie so liebte, ihr so etwas antun konnte. Zu Beginn äussert sich ihr Trauma in Form von Wut, sie geht immer wieder auf ihren älteren Bruder los. Doch Beatriz profitiert gut von der Behandlung im Haus Minka. Sie kommt regelmässig zur Therapie und verarbeitet das Erlebte:
«Ich fühle mich ruhiger als zuvor und kann meine Gefühle wieder besser kontrollieren.»Beatriz
Margarita begleitet sie regelmässig und geht selbst auch zur Therapie. Die beiden sind ein gutes Team und halten zusammen.
Häusliche Gewalt und sexueller Missbrauch sind in Bolivien verbreitet. Das Verhalten wird in den von Armut geplagten Familien von Generation zu Generation weitergegeben, Opfer und Täter stecken in einem Teufelskreis fest. Im Haus Minka unserer Partnerorganisation Enda finden sie psychologische Unterstützung und Begleitung für die ganze Familie. Der Therapieansatz schliesst alle Beteiligten mit ein, um die Probleme nachhaltig zu lösen. Einige Kinder kommen auch Jahre später sporadisch vorbei, für sie ist das Haus Minka ein sicherer Ort.
- Mit 160 Franken bezahlen Sie die psychologische Beratung für vier Mädchen einen Monat lang.
- Mit 70 Franken bezahlen Sie die medizinische Versorgung eines Kindes ein Jahr lang.
Weitere Informationen
Titelbild: Beatriz geht regelmässig im Haus Minka zur Therapie. Sie und ihre Mutter haben viel Gewalt erfahren. Heute schmiedet sie Pläne: Sie will auf die Polizeischule oder Medizin studieren. © Pablo Quiroga