Frauen stärken, Armut lindern
Die Bekämpfung von Armut geht nur Hand in Hand mit Gleichstellung. Doch Frauen und Mädchen sind auf der ganzen Welt immer noch stark benachteiligt. Darum inkludiert sie Caritas Schweiz aktiv in die Projekte – zum Beispiel in Äthiopien.
«Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen.» So lautet eines von 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Uno. Trotz Fortschritten in den letzten Jahrzehnten sind die Schweiz und die grosse Mehrheit aller anderen Länder noch weit davon entfernt, die Gleichstellung der Geschlechter in naher Zukunft zu erreichen.
Dies zeigt der Global Gender Gap Report, den das World Economic Forum (WEF) jährlich herausgibt. Darin wird die Kluft zwischen den Geschlechtern in Bezug auf den Zugang zu Bildung und Arbeit, die Entlöhnung und weitere Parameter beziffert.
Gendergraben frühestens in 132 Jahren überwunden
Gäbe es eine vollständige Gleichstellung, wäre diese Kluft zu 100 Prozent geschlossen. Weltweit ist sie aktuell jedoch erst zu 68 Prozent zu. Auch die Schweiz hat den Gender Gap erst zu 79,5 Prozent geschlossen. Damit steht sie im internationalen Vergleich auf dem 13. Rang. Mit dem aktuellen Tempo der Fortschritte wird es noch mindestens 132 Jahre dauern, bis der Gendergraben weltweit komplett zu ist, heisst es im Bericht weiter.
Das geht Caritas Schweiz zu langsam. Denn die Ungleichheit ist eines der grössten Hindernisse für eine nachhaltige Armutsbekämpfung. Erst wenn Frauen und Männer übereinstimmende Bildungschancen, einen ebenbürtigen Zugang zu Arbeit und Gesundheit, gleiche Löhne und ein geteiltes Mitspracherecht bei Entscheidungen haben, wird die Kluft zwischen den Geschlechtern und somit jene zwischen Arm und Reich kleiner.
Kaffee- und Honigbäuerinnen in Äthiopien unterstützen
Aus diesem Grund ist die Frauenförderung ein themen- und projektübergreifender Schwerpunkt bei der Caritas. Zum Beispiel in Äthiopien. Im ostafrikanischen Land sind Frauen eine zentrale Zielgruppe bei den Projekten. Wertschöpfungsketten, in denen vermehrt Frauen involviert sind, stehen darum im Fokus. So unterstützt die Caritas etwa Kaffee- und Honigbäuerinnen bei der Ernte, Verarbeitung und Lagerung ihrer Produkte. Auch wird ihr Zugang zum Markt gefördert. Dadurch können die beteiligten Frauen ein höheres Einkommen erzielen.
Die 42-jährige Landwirtin Hindiya Haji Rashid konnte ihre wirtschaftliche Situation stark verbessern, wie sie sagt: «Mit meiner Bienenzucht kann ich nun einen grossen Teil zu unserem Haushaltseinkommen beitragen.»
Des Weiteren lernen Frauen in Ausbildungen und Trainings neues Handwerk kennen, zum Beispiel das Nähen oder Töpfern. Mit Krediten und Coachings unterstützt Caritas Schweiz diese Frauen anschliessend bei der Gründung eigener Kleinunternehmen, wie Shops oder Schneidereien.
Die Bemühungen in Äthiopien tragen schnell Früchte für ganze Familien, wie die 34-jährige Schneiderin Gelaya Guta berichtet: «Nach den Kursen konnte ich meine eigene Schneiderei eröffnen. Durch das Einkommen können wir die Kinder nun zur Schule schicken und ihnen eine bessere Zukunft ermöglichen.»
Geschrieben von Daria Jenni, Verantwortliche Online-Kommunikation, Caritas Schweiz
Interviewanfragen und weitere Informationen: medien@caritas.ch
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Titelbild: Die Kaffeeindustrie ist ein entscheidender Faktor für die Wirtschaft Äthiopiens. Direkt oder indirekt hängt der Lebensunterhalt von 25 Prozent der Bevölkerung des Landes von der Kaffee-Wertschöpfungskette ab. © Philipp Schütz