Malgré une situation difficile, Fonie Pierre et son équipe de treize personnes s’engagent sans relâche aux côt�és de la population en Haïti.
Malgré une situation difficile, Fonie Pierre et son équipe de treize personnes s’engagent sans relâche aux côtés de la population en Haïti.

Haiti im Ausnahmezustand – Hilfe ist weiterhin notwendig

Interview mit Fonie Pierre, Länderverantwortliche von Caritas Schweiz in Haiti

Die Caritas ist seit über 40 Jahren in Haiti tätig. Die Unruhen in der Hauptstadt Port-au-Prince und die Strassensperren erschweren die Hilfe derzeit jedoch enorm. Fonie Pierre ist die Länderverantwortliche vor Ort und spricht über aktuelle Herausforderungen sowie innovative Lösungen.

«Nou se wozo, nou pliye men nou pap kase – wir sind wie Schilfrohre im Wind, wir biegen, aber brechen nicht.» Dieses Sprichwort drückt aus, wie die haitianische Bevölkerung immer wieder aufsteht und weitermacht.

Porträt Fonie Pierre, Haiti
«Die Solidarität untereinander ist bewundernswert.»Fonie PierreProjektVerantwortliche von Caritas Schweiz im Karibikstaat

Pierre stammt aus Port-au-Prince und lebt seit 16 Jahren in Les Cayes im Südwesten des Landes. Dorthin musste das Büro der Caritas im August 2023 verlegt werden. Grund war die unsichere Lage in der Hauptstadt, wo bewaffnete Banden die Macht übernommen hatten. Diese nutzten die Schwäche des Staates aus, der von politischer Instabilität, Naturkatastrophen und Armut geprägt ist.

Viele internationale Organisationen haben das Land mittlerweile verlassen. Aktuell verunmöglichen Strassensperren vielerorts den Transport wichtiger Güter. Die Preise steigen und ein akuter Treibstoffmangel erhöht nicht nur die Kosten für den öffentlichen Verkehr, sondern führt auch zu Stromausfällen und zur Schliessung von Infrastruktur wie Spitälern. Gleichzeitig kämpfen die Menschen noch immer mit den Folgen des Zyklons Mathieu von 2016 und des Erdbebens von 2021. Laut dem Welternährungsprogramm hungert jede zweite Person in Haiti.

Fonie Pierre, wie wirken sich die schwierigen Bedingungen auf den Alltag der Menschen aus?

Die Sicherheitslage ist sehr angespannt. Gerade in Port-au-Prince besteht ständig die Gefahr, überfallen zu werden. Die Präsenz der Multinationalen Sicherheitsunterstützungsmission (MSS) lässt auf sich warten. Kurz: Alles ist komplizierter geworden. Das wirkt sich auf viele Bereiche des Alltags aus: Lebensmittel werden teurer, die Mobilität ist eingeschränkt. Private Transportunternehmen müssen zum Beispiel für ihre Fahrten mit kriminellen Banden verhandeln. Über 160'000 Menschen sind bereits in den Süden geflohen, oft zu Verwandten. Diese vergrösserten Familien können nun kaum mehr ihre Ernährung sichern. Dazu kommen Notlagen aufgrund von Erdbeben und extremen Wetterphänomenen, etwa Hurrikane.

Was unternimmt die Caritas dagegen?

Die Caritas leistet Nothilfe und schafft langfristige Einkommensmöglichkeiten. Wir stellen den Menschen Nutztiere und verbessertes Saatgut zur Verfügung und schulen sie darin, wie man durch schonende Bodennutzung bessere Ernten erzielt. Jugendliche erhalten zudem eine Ausbildung im Bausektor oder für die Wartung von Kühlräumen.

Weshalb ausgerechnet Kühlräume?

In Belle-Anse, das abgeschieden im Südosten der Insel liegt, ist die Bevölkerung stark von der Fischerei abhängig. Wir unterstützen sie mit Ausrüstung und motorisierten Booten. Zudem bauen wir hier neuerdings solarbetriebene Kühlräume. So tragen wir dazu bei, dass sich der gefangene Fisch besser und an mehr Menschen verkaufen lässt.

Jede zweite Person hungert

Haiti gilt als gescheiterter Staat. Politische Instabilität, Naturkatastrophen und Armut sind Nährboden für kriminelle Banden. Viele internationale Organisationen haben das Land verlassen.

Aktuell verunmöglichen Strassensperren vielerorts den Transport wichtiger Güter. Die Preise steigen. Ein akuter Treibstoffmangel erhöht nicht nur die Kosten für den öffentlichen Verkehr, sondern führt auch zu Stromausfällen und zur Schliessung von Infrastruktur wie Spitälern. Gleichzeitig kämpfen die Menschen noch immer mit den Folgen des Zyklons Mathieu von 2016 und des Erdbebens von 2021. Laut dem Welternährungsprogramm hungert jede zweite Person in Haiti.

Autor: Fabrice Boulé, Verantwortlicher Kommunikation Westschweiz, Caritas Schweiz

Interviewanfragen und weitere Informationen

Medienstelle Deutschschweiz

Medienstelle Deutschschweiz

Livia Leykauf, Leiterin Abteilung Kommunikation; Niels Jost, Mediensprecher; Daria Jenni, Mediensprecherin (v. r. n. l.)

+41 76 233 45 04medien@caritas.ch

Titelbild: Trotz schwieriger Umstände setzt sich Fonie Pierre mit ihrem 13-köpfigen Team für die Bevölkerung in Haiti ein. © Pierre Whicpen Buteau