Keine Angst vor Apps und Billetautomaten
Armut bringt soziale Ausgrenzung mit sich. Dazu trägt nicht zuletzt die fortschreitende technologische Entwicklung bei: Immer öfter verlieren Menschen aufgrund ihrer mangelnden Fähigkeiten, mit dem Computer oder Apps umzugehen, den gesellschaftlichen Anschluss. Um dies zu verhindern und den Betroffenen zu helfen, haben Caritas und Sunrise gemeinsam ein Projekt zur Förderung der digitalen Kompetenz ins Leben gerufen.
Lesen, Schreiben und Rechnen gehören zu den Grundkompetenzen, die alle beherrschen sollten. Denn ohne diese Fähigkeiten wären wir nicht in der Lage, uns im Alltag zurechtzufinden. Unentbehrlich sind inzwischen auch digitale Grundkompetenzen. Es braucht in vielen Alltagssituationen die Fähigkeit, Anwendungen und Programme auf verschiedensten Geräten wie Computer, Smartphones oder Billettautomaten zu nutzen und damit Inhalte zu verändern, zu erstellen oder abzufragen.
Laut dem Bundesamt für Statistik haben rund 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung nur geringe oder gar keine Fähigkeiten in diesem Bereich. Personen mit einem kleinen Budget und einer schlechteren Ausbildung sind besonders davon betroffen. Sie werden nach und nach von bestimmten Angeboten ausgeschlossen und laufen Gefahr, den beruflichen wie auch den privaten Anschluss zu verlieren.
Einfach zugängliche Angebote
Caritas Schweiz hat mit Unterstützung von Sunrise das Projekt «Digitale Teilhabe» auf die Beine gestellt. Dieses bietet direkte und lösungsorientierte Unterstützung bei der Handhabung von Computern, Handys oder Tablets. So organisiert beispielsweise die Caritas Aargau an vier Standorten im Kanton einen sogenannten «Digi-Treff». Hier können armutsbetroffene Menschen mit ihren Fragen ohne Voranmeldung vorbeigehen und erhalten kompetente Unterstützung. Freiwillige helfen den Personen, im Internet nach Informationen zu suchen, eine Online-Bewerbung zu verfassen oder die Prämienverbilligung zu beantragen. Eine Frau freut sich, dass sie jetzt per Zoom am Deutschunterricht teilnehmen kann. Ein anderer Teilnehmer zahlt seine Rechnungen neu von zuhause aus, was ihn zeitlich enorm entlastet.
In den Kantonen Waadt, Neuenburg, Solothurn, Luzern, Bern, Graubünden und Jura bietet die Caritas ähnliche Angebote an, mit dem Ziel Personen möglichst direkt und unkompliziert zu unterstützen und ihnen die notwendigen Kompetenzen nachhaltig zu vermitteln.
Armut entgegenwirken und Teilhabe ermöglichen
Diese Projekte zur Förderung der digitalen Kompetenz haben Einfluss auf diverse Lebensbereiche und wirken damit der Armut auf mehreren Ebenen entgegen. Nicht nur eröffnen sie Hilfesuchenden bessere berufliche Chancen und Zugang zu gewissen Angeboten wie etwa Vergünstigungen oder Sparbilletten, auch Bildungsangebote durch Apps und Online-Tools können leichter genutzt werden.
Die Projekte ermöglichen es den Betroffenen sich Schritt für Schritt dem technologischen Fortschritt anzunähern. Sie nehmen ihnen damit auch Ängste im Umgang damit. Langfristig fördert die Caritas so Selbstvertrauen, Selbstständigkeit und schliesslich auch das Zugehörigkeitsgefühl.
Geschrieben von Alessandra Degiacomi
Titelbild: Fragen zu digitalen Angelegenheiten schnell beantwortet © Thomas Plain