«Klimaprojekte sind weit mehr als ein paar Bäume, die gepflanzt werden.»
Arabela Philipona hat eine immer wichtigere Aufgabe: Sie soll die Anpassung der Projekte von Caritas Schweiz an den Klimawandel erleichtern. Dazu verwaltet die 31-Jährige die Methoden und das Wissen der Caritas im Bereich Klima. Zudem kennt sie die Realität vor Ort sehr gut, da sie über zwei Jahre lang in Tadschikistan gearbeitet hat.
Arabela, was hast du für eine Ausbildung und was beinhaltet deine Arbeit bei der Caritas?
Nach meinem Studium der Wirtschafts- und Politikwissenschaften mit Schwerpunkt auf Klima- und Umweltthemen erwarb ich einen Master of Advanced Studies in Entwicklung und Zusammenarbeit. In dieser Zeit begann ich, für Caritas Schweiz in Tadschikistan zu arbeiten, wo ich insgesamt 2,5 Jahre tätig war. Seit etwas mehr als einem Jahr arbeite ich nun in Luzern als Wissensmanagerin Klima.
In dieser Funktion «verwalte» ich sozusagen das Wissen und die Erfahrungen von Caritas Schweiz im Bereich Klima. Ziel ist es, die gewonnenen Erkenntnisse aus unseren Klimaprojekten im Bereich der Klimawandelanpassung und der Energieeffizienz systematisch aufzuarbeiten, zu dokumentieren und beispielsweise in der Form von digitalen Veranstaltungen, sogenannten Webinaren, für die Mitarbeitenden der Caritas zugänglich zu machen. Webinare bieten eine gute Möglichkeit, den Wissensaustausch gar über Kontinente hinweg zu fördern und somit wichtiges Know-how aufzubauen. Zudem sind wir Wissensmanagerinnen und -manager mit nationalen und internationalen Fach-Netzwerken und wissenschaftlichen Partnern im Austausch und vermitteln Fachpersonen aus unserem Caritas-Schweiz-Expertenpool als Beraterinnen und Berater an unsere Projekte.
Was ist dir bei deiner Arbeit am wichtigsten?
Für etwas zu arbeiten, hinter dem ich stehen kann. Durch meine Arbeit in unseren Projekten in Tadschikistan durfte ich hautnah miterleben, wie unsere Klimaprojekte – zum Beispiel durch Aufforstung und die partizipative Wald- und Weidebewirtschaftung – die Lebensgrundlagen der Menschen stark verbessert haben.
Mit nachhaltiger Landbewirtschaftung reduzierte die Caritas nicht nur das Risiko von Überschwemmungen oder Erdrutschen, sondern verbesserte auch die Einkommenssituation vor Ort. So hatten die Familien Geld, ihre Kinder an die Universität schicken, andere mussten ihre jungen Söhne zu widrigen Arbeitsbedingungen nach Russland zu schicken, um mit Rücküberweisungen (Remissen) über die Runden zu kommen.
Weiden und Wälder werden nun gemeinschaftlich verwaltet. Dorfvorsteher haben mir erzählt, dass sich dadurch der Zusammenhalt in ihrer Gemeinde verbessert hat. Frauen waren am Ende des Projekts in Führungspositionen in zivilgesellschaftlichen Organisationen. Der Dialog zwischen den Behörden und der Zivilgesellschaft wurde verbessert durch die gemeinsame Erarbeitung von Management Plänen, in denen Massnahmen und Verantwortlichkeiten zur Klimawandelanpassungen und zur Verminderung des Katastrophenrisikos festgelegt sind. Klimaprojekte sind weit mehr als ein paar Bäume, die gepflanzt werden. Das macht die Arbeit so spannend.
Kann es der internationalen Zusammenarbeit gelingen, die Resilienz der Bevölkerung im Globalen Süden gegenüber dem Klimawandel zu stärken?
Das Ziel unserer Klimaanpassungsprojekte ist es, Armut zu lindern und die Lebensgrundlagen der am stärksten von der Klimakrise betroffenen Menschen im Globalen Süden nachhaltig zu sichern. Das tun wir, in dem wir die lokalen Ökosyteme wiederherstellen, rehabilitieren und zu deren nachhaltigen Verwaltung beitragen.
Wird es der internationalen Zusammenarbeit gelingen, die Resilienz der Bevölkerung im Globalen Süden – beispielsweise durch klimaresiliente und agrarökologische landwirtschaftliche Produktionssysteme – zu stärken?
Ich denke, dies hängt stark davon ab, ob wir im Globalen Norden und auch in der Schweiz endlich unsere Verantwortung in der Klimafrage wahrnehmen und unsere Emissionen drastisch reduzieren. Wir sind uns der Notstand-Situation vielleicht bewusst, aber wir verhalten uns nicht entsprechend.
Wichtig ist insbesondere auch, dass die internationalen Gelder für die Anpassung an den Klimawandel aufgestockt werden, denn momentan machen sie nur knapp einen Fünftel der totalen Klimagelder aus. Dies, obwohl Anpassungsprojekte nicht nur den Menschen ermöglichen, trotz Klimawandel ein Einkommen zu erwirtschaften, sondern auch natürliche Kohlenstoffsenken wie Wälder, Feuchtgebiete oder Weiden– schaffen. So tragen sie auch massgeblich zum Klimaschutz selbst bei.