Les droits de douane américains aggravent les inégalités mondiales.
Les droits de douane américains aggravent les inégalités mondiales.

Länder des Globalen Südens von US-Handelsschranken besonders stark betroffen

Zollstreit droht weltweite Ungleichheit weiter zu vertiefen

Die von der US-Regierung angekündigten Zölle treffen auch Länder des Globalen Südens – dies in einer Zeit, in der die ärmsten Bevölkerungsgruppen bereits unter verheerenden Mehrfachkrisen leiden. Für Caritas Schweiz steht fest: Wirtschaftlich starke Staaten wie die Schweiz dürfen jetzt nicht allein ihre Eigeninteressen verfolgen.

Es mag zur Strategie der US-amerikanischen Zollerhöhung gehören, dass alle betroffenen Länder, darunter auch die Schweiz, sich jetzt besonders um eine Verbesserung ihrer misslichen Lage bemühen. In diesem Wettbewerb haben ärmere Länder die schlechteren Karten. Sie können sich in einem globalen Handelsstreit am wenigsten wehren.

Jayatin Ghosh, Wirtschaftsprofessorin an der University of Massachusetts Amherst, weist auf die Folgen für Länder wie Bangladesch, Laos, Kambodscha oder Sri Lanka hin. Sie zählen zu den Staaten, denen die USA die stärksten Zollerhöhungen androht. Sie produzieren Güter wie Kleider und Schuhe, für welche die USA der wichtigste Exportmarkt sind. «Diese Länder können kaum genügend Devisen erwirtschaften, um die wichtigsten Güter zu importieren», sagt Ghosh. «Darüber hinaus müssen sie einen sehr, sehr hohen Schuldendienst leisten, und es ist ihnen nicht wirklich gelungen, eine nennenswerte Umstrukturierung durchzuführen. Alle diese Länder befinden sich in IWF-Programmen.» Gemäss der Ökonomin ist unvermeidlich, dass sich die Schuldenkrise dieser Länder zuspitzen wird.

Die Zölle werden die Produktion einbrechen lassen. Schon jetzt fallen Bestellungen aus den USA aus. «Das hat schwerwiegende Folgen für die ärmere Bevölkerung. Den Regierungen dieser Länder werden Deviseneinnahmen fehlen, um eine angemessene Grundversorgung für Gesundheit, Bildung und in weiteren wichtigen Bereichen zu bieten», sagt Martina Weber, Leiterin der Internationalen Zusammenarbeit bei Caritas Schweiz.

Erschwerend kommt dazu, dass sich die USA eben erst mit der Abschaffung ihrer Entwicklungsbehörde USAID weitgehend aus der humanitären Hilfe und aus langfristigen Entwicklungsprojekten zurückgezogen haben. Nun schränken sie zusätzlich den sonst als Alternative zu dieser Hilfe gelobten freien Handel ohne jegliche Abfederung der Folgen ein.

Ärmere Länder erholen sich weniger schnell von Krisen

Zahlreiche Expertinnen und Experten erwarten jetzt eine weltweite Rezession. Auch dagegen sind die Länder des Globalen Südens am wenigsten geschützt. Sie wird auch jene betreffen, denen die USA tiefere Zölle auferlegt hat.

Die Verletzlichkeit der Länder des Globalen Südens illustriert der 2024 aktualisierte Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index). So haben sich die am wenigsten entwickelten Länder nur zur Hälfte von der Covid-Krise erholt, während die OECD-Länder nach zwei Jahren wieder auf dem gleichen Stand waren wie vor der Pandemie. Die globale Ungleichheit ist dadurch bereits in diesen Jahren gestiegen. Es ist davon auszugehen, dass die aktuell zu erwartende Wirtschaftskrise den Graben noch einmal vertieft – zulasten der ärmsten Bevölkerung der Welt.

Aus Sicht von Caritas Schweiz ist es unabdingbar, dass reiche Länder wie die Schweiz dieser Entwicklung nicht einfach tatenlos zusehen. Sie sind gefordert, sich auf internationalem Parkett nicht nur für Eigeninteressen, sondern auch für einen weltweiten Ausgleich einzusetzen. Dazu zählt, dass die Entschuldung ärmerer Länder stärker in den Fokus rückt. Einen eigenen Beitrag kann die Schweiz dadurch leisten, indem sie der Aushöhlung ihrer Entwicklungszusammenarbeit durch Einsparungen ein Ende setzt.

Geschrieben von Angela Lindt, Leiterin Fachstelle Entwicklungspolitik, Caritas Schweiz

Gerne vermitteln wir Interviews und beantworten Medienanfragen: medien@caritas.ch

Weitere Informationen

Titelbild: Durch die US-Zölle vergrössert sich die globale Ungleichheit. © Emmanuel Museruka