The Mangan family lives on the breadline

Leben am Limit - Armut ist kein Abenteuer

Wenn Menschen am Existenzminimum leben, fallen sie durch die Lücken des sozialen Sicherheitsnetzes. Sie haben zu wenig Geld zum Leben und erhalten doch keine staatliche Hilfe.

Das Einkommen der Familie Mangan liegt 30 Franken über dem sozialhilferechtlichen Existenzminimum. Deshalb erhalten sie keine Hilfe vom Staat.

Familie Mangan fällt durch die Lücken des Sicherheitsnetzes

Frau Mangan kommt regelmässig zur Budgetberatung der Caritas St. Gallen-Appenzell, obwohl sie eine vorbildliche Buchhalterin ist. Sozialberater Lorenz Bertsch erinnert sich an die erste Sitzung mit ihr: «Ein detailliertes Budget eröffnet in der Regel Möglichkeiten, Geld zu sparen. Bei Frau Mangan war aber schnell klar: Sparpotenzial ist kaum vorhanden. Sie gab schon damals fast kein Geld aus.» Frau Mangans Fall zeigt exemplarisch, was Working Poor bedeutet.

«Ich stehe regelmässig vor der Wahl, Lebensmittel zu kaufen oder Rechnungen zu bezahlen.»Frau ManganArmutsbetroffene

Bis vor Kurzem konnte Frau Mangan ihre Fixkosten knapp bewältigen, sofern sie nur reduzierte Lebensmittel kaufte, etwa im Caritas- Markt. Was das Budget schon immer sprengte, sind unvorhergesehene Kosten. Tochter Vanessa beginnt bald eine Lehre, für die sie täglich nach St. Gallen pendeln muss. Kostenpunkt Mobilität: 2‘400 Franken. Vanessa braucht ausserdem einen Laptop und Schulbücher. Erspartes gibt es keines.

2023 reichte es wegen der Teuerung nicht mal mehr für die Fixkosten: «Ich stehe regelmässig vor der Wahl, Lebensmittel zu kaufen oder Rechnungen zu bezahlen», erklärt Frau Mangan. Working-Poor-Familien hatten 2023 durch die Teuerung bis zu 500 Franken Mehrkosten im Monat. Lorenz Bertsch ist besorgt:

«Viele Klientinnen und Klienten haben für hohe Rechnungen nun Ratenzahlungen vereinbart. Diese kumulieren sich aber in den kommenden Jahren.»Lorenz BertschSozialberater

Steckbrief Frau Mangan...

  • ist Mutter von zwei Kindern und alleinerziehend,
  • arbeitet 80 % in der Lebensmittelproduktion,
  • verdient CHF 3'430 netto im Monat, inklusive Kinderzulagen,
  • liegt mit diesem Lohn CHF 30 über dem sozialhilferechtlichen Existenzminimum von CHF 3'400 und erhält deshalb keine staatliche Hilfe,
  • bezahlt CHF 1'720 Miete, vor zehn Jahren waren es noch CHF 1'260,
  • erhält keine Alimente, weil ihr Sohn zeitweise beim Vater lebt,
  • lebt seit 21 Jahren in der Schweiz, ist eingebürgert und spricht gut Deutsch,
  • hat kein soziales Umfeld für gelegentliche Unterstützung mit den Kindern.

Sozial- und Schuldenberatung begleitet in der Not

Wer wie Frau Mangan durch das Netz der sozialen Sicherheit fällt, kann sich an die Caritas wenden. In der Budgetberatung wird die finanzielle Situation durchgerechnet und nach Lösungen gesucht. Ist das Sparpotenzial ausgeschöpft, kann die Caritas mit finanziellen Beiträgen unterstützen. Ein solcher Zustupf verschafft Frau Mangan eine kurzfristige Verschnaufpause – strukturelle Probleme werden damit nicht gelöst. Dankbar ist sie trotzdem: «Die Caritas begleitet mich zuverlässig und auf Augenhöhe. So fühle ich mich weniger allein mit meinen Sorgen.»

Schweiz muss strukturelle Armut abschaffen

Im System der sozialen Sicherheit klaffen Lücken, der Fall von Frau Mangan zeigt das exemplarisch. Im Juli 2023 forderte Caritas Schweiz deshalb in einem Positionspapier eine «Würdige Existenzsicherung für alle». Frau Mangan erhielte demnach Familienzulagen als Ergänzungsleistungen, die ihre Lage drastisch entschärfen würden.

Teuerung 2023

Die Teuerung 2023 betrug 2,1 % und war unter anderem bei den Kosten für Energie, Lebensmittel und Mieten zu spüren.

Krankenkassenprämie 2023

Zusätzlich zur allgemeinen Teuerung kamen 2023 um 6,6 % höhere Krankenkassenprämien als im Vorjahr dazu.

Krankenkassenprämie 2024

Auf das Jahr 2024 wurde bei den Prämien ein historischer Anstieg von 8,7 % verzeichnet.

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© Andreas Schwaiger

Titelbild: Die Familie Mangan lebt am Existenzminimum © Andreas Schwaiger