Lebensperspektiven trotz Flucht und Vertreibung
Geschätzte 117 Millionen Menschen mussten müssen wegen Kriegen, Katastrophen oder bitterer Armut ihr Zuhause verlassen. 40 Prozent davon sind Kinder. Die Vertriebenen und Geflüchteten sind grossen Gefahren, Ausbeutung und Diskriminierung ausgesetzt.
Unsere Projekte gewähren Menschen auf der Flucht Schutz und schaffen neue Lebensperspektiven, wie die Geschichte von Arecinda Yngrid Cambar aus Kolumbien zeigt.
Die Versorgungslage zwingt die Menschen zur Flucht
Leere Supermarktregale, keine Chancen auf einen ausreichenden Lohn und eine unzureichende Gesundheitsversorgung: Seit Beginn der politischen und humanitären Krise im Jahr 2015 wurden Millionen von Venezolanerinnen und Venezolanern zur Flucht gezwungen. Sie verliessen ihre Heimat, um insbesondere in den Nachbarländern Schutz und eine wirtschaftliche Perspektive zu finden.
Die Caritas versorgt die Ärmsten mit Lebensmitteln, hilft ihnen, das Trauma der Flucht zu überwinden, und begleitet sie auf dem Weg in eine finanziell selbständige Zukunft. So auch Arecinda Yngrid Cambar.
«Ich muss stark sein für meine Kinder und Enkel.»Arecinda Yngrid CambarAus Venezuela nach Kolumbien geflüchtet
Die Hoffnung auf ein besseres Leben in Kolumbien
Arecinda Yngrid Cambar (49) lebte in einem Vorort von Maracaibo in einem Haus mit grossem Garten. Sie liebte die Gartenarbeit und vor allem den üppigen Ertrag, den sie für ihre Familie zu bunten Speisen verarbeitete. Die Familie und der Garten gaben der Mutter Halt - auch als die Situation in ihrer Heimat immer schwieriger wurde.
Doch als bei der fünffachen Mutter ein Gebärmuttertumor entdeckt wurde, wusste sie, dass sie Venezuela verlassen muss, um zu überleben. Die Gesundheitsversorgung in Venezuela ist schlecht und unerschwinglich für die verarmte Bevölkerung. Auch der Schulunterricht für die Kinder fand nur noch unregelmässig statt. So übersiedelte Arecinda 2017 mit ihren zwei jüngsten Kindern und drei Enkeln nach Kolumbien.
Zunächst kamen die geflüchtete Familie bei Freunden in Maicao im Norden von Kolumbien unter. Doch die beengte Wohnsituation mit zwei Grossfamilien zwang Arecinda erneut dazu, sich etwas Eigenes zu suchen. Nun lebt die Familie ausserhalb der Stadt in einer Hütte aus Plastikplanen mit Wellblechdach. Arecinda versucht, ihre Familie mit der Herstellung von Hängematten und traditionellen Taschen durchzubringen – ein Handwerk, das sie von ihrer Grossmutter lernte. Doch es reicht nicht zum Leben.
Die Caritas unterstützt Familien wie jene von Arecinda
Dank der Caritas verbessert sich die Lage von Arecindas Familie. In einer ersten Phase erhalten sie Lebensmittelpakete, Bargeldzahlungen für das Nötigste und psychologische Unterstützung. Danach tragen sogenannte Unternehmerinnenkurse zur finanziellen Unabhängigkeit bei.
«Die Last auf meinen Schultern wird Schritt für Schritt kleiner.»Arecinda
In diesen Kursen lernen die meist alleinerziehenden Mütter alles, um ihr eigenes kleines Geschäft zu eröffnen und erfolgreich zu betreiben. Dies bringt ihnen eine grosse Entlastung, denn häufig müssen sie ihre Familien ganz alleine durchbringen. Mit dieser beruflichen Weiterentwicklung bauen sie sich eine neue Lebensgrundlage auf und schaffen sich eine Zukunftsperspektive.
Auch Audina Uriana flüchtete mit ihren Kindern aus Venezuela.
Sie hat bereits am Unternehmerinnenkurs teilgenommen und ihr eigenes Kosmetikstudio eröffnet.
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Titelbild: Nein, das ist kein Zuhause © Reto Albertalli