(Mega-)Städte bewegen!
Armut und Klimaerhitzung sind die grossen Probleme des 21. Jahrhunderts. Sie zeigen sich in den rasch wachsenden Städten des Globalen Südens besonders deutlich. Wie können die Internationale Zusammenarbeit und die Entwicklungspolitik eine sozial gerechte sowie nachhaltige Urbanisierung und Stadtentwicklung – auch in mittelgrossen Städten – unterstützen? Antworten darauf gibt der neue «Almanach Entwicklungspolitik 2023» von Caritas Schweiz.
Die Stadt ist ein Versprechen. Die Stadt ist Freiheit. Und die Städte sind die Zukunft einer Mehrheit der Bewohnerinnen und Bewohner auf der Erde. Bis ins Jahr 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Die Chancen und Herausforderungen der weltweiten Armutsbekämpfung und einer nachhaltigen Entwicklung konzentrieren sich damit zunehmend in den urbanen Ballungsräumen. Diese sind als migrantische Schmelztiegel auch Orte, an denen unterschiedlichste Formen des Zusammenlebens – bei allen Problemen – auf engstem Raum funktionieren. Wie können die Internationale Zusammenarbeit und die Entwicklungspolitik eine sozial gerechte, an menschlichen Bedürfnissen orientierte und nachhaltige Stadtentwicklung unterstützen?
Im neuen «Almanach Entwicklungspolitik 2023» von Caritas widmen sich 18 Expertinnen und Experten den verschiedensten Facetten der Urbanisierung. Deutlich wird dabei immer wieder, dass die Internationale Zusammenarbeit von den alltäglichen Praktiken der Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort auszugehen hat und nicht einfach losgelöst davon Modelle und Planvorstellungen umsetzt. Fachleute präsentieren konkrete Forschungsresultate und Umsetzungen zu stadtplanerischen Fragen wie Sicherheit, Abwasserversorgung oder Anpassung an die Klimaerwärmung.
Problemgerechte Differenziertheit
Wie steht es heute um dieses Versprechen in den Ballungsräumen des Globalen Südens, angesichts oft unfreiwilliger oder erzwungener Migration, angesichts der Klimaerhitzung und angesichts grassierender Armut und Ungleichheit? Was konnte aus Überschwemmungskatastrophen in südasiatischen Küstenmetropolen gelernt werden? Weshalb entsteht in Afrika kaum ein Mittelstand, obwohl sich viele multinationale Unternehmen angesiedelt haben? Wieso scheitert eine zentralisierte Stadtplanung im nigerianischen Lagos? Und in welchen Projekten und Massnahmen wird der alte Gegensatz zwischen Stadt und Land, der die Internationale Zusammenarbeit (zu) lange prägte, überwunden? In urbanen Räumen konzentrieren sich diesbezüglich nicht nur Menschen und Risiken, sondern auch Chancen und Lösungen. Diesen geht der Almanach Entwicklungspolitik von Caritas auf rund 270 Seiten in problemgerechter Differenziertheit nach.
Die Schweiz muss entschiedener handeln
In einer längst zusammengewachsenen Welt lässt sich Fragilität angesichts von Pandemien, Klimaerhitzung und Kriegen nicht mehr länger ignorieren. Hier müsste die Schweiz politisch viel entschiedener handeln, um ihrer globalen Verantwortung gerecht zu werden. Den Auftakt zum Jahrbuch macht deshalb der Standortbericht der entwicklungspolitischen Fachstelle von Caritas Schweiz zu den Themen Steuergerechtigkeit, Klimafinanzierung und anderer entwicklungspolitisch entscheidender Fragen.
Geschrieben von Fabian Saner
Titelbild: © Nique Nager