Modeste Traoré (57) aus Mali
«Ständig mache ich mir bei meiner grossen Familie Sorgen, ob ich alle ernähren kann. Doch seit wir Gemüse anbauen, haben wir genug zu essen.» Der 57-jährige Modeste Traoré zieht Bilanz nach drei Jahren, in denen er mit Unterstützung von Caritas Schweiz lernte, den Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft zu verdienen. 2018 sprachen die Fakten eine klare Sprache: Kaum eine der Familien, die am Wegnia-See leben, 130 Kilometer nördlich von Bamako in Mali, konnte ihren jährlichen Lebensmittelbedarf noch selbst erwirtschaften.
Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner sind vom See abhängig
Wie Modeste und seine Familie arbeiten heute 3'000 Haushalte (27'000 Menschen) in 43 Dörfern unermüdlich auf den Feldern darauf hin, ihren Ernteertrag zu verbessern. Dabei müssen die durch Erosion stark belasteten Ufer des Wegnia-Sees geschont werden, damit der See nicht noch weiter versandet. Im Rahmen des Caritas-Projekts in der Region wurden fast 80 Radiosendungen ausgestrahlt, um der lokalen Bevölkerung die Vorteile der neuen Anbautechniken einfach und verständlich zu erklären.
In der Familie von Modeste Traoré wird der Fischerberuf seit Generationen vom Vater auf den Sohn vererbt. Aber Modeste blieb keine Wahl: Er musste in die Landwirtschaft wechseln. Im See, an dessen Ufer er geboren wurde, gibt es nicht mehr genug Fische, um seine Netze zu füllen. Modeste stellt sich der Herausforderung. Er ist offen für Neues und scheut keine Anstrengung, um seine grosse Familie ernähren zu können und seinen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Und er beweist, dass es dank innovativer Methoden möglich ist, unter sehr schwierigen Bedingungen den Ertrag an Gemüse, Obst und Getreide zu steigern.
Wertvolle Wetterdaten
Immer unberechenbarer werden die Regenfälle in der Region, die Niederschlagsmengen gehen kontinuierlich zurück. Zudem beobachten die Dorfbewohnerinnen und -bewohner, dass extremes Wetter zunimmt: Starkregen, Hitzeepisoden und Sandstürme. Heftige Gewitter spülen tote Bäume und Erde in den See. Er kann sich über Nacht mit Wasser füllen, um dann genauso schnell wieder auszutrocknen. «Selbst wenn viel Regen auf einmal fällt, habe ich wenig Hoffnung, denn die nächste Durststrecke kommt bestimmt», erzählt Modeste Traoré. Gute Wetterdaten werden zum Dreh- und Angelpunkt des Ernteertrags. Nur mit präzisen Wetterinformationen kann man zum richtigen Zeitpunkt die Saat ausbringen. Caritas Schweiz schloss mit der World Meteorological Organization (WMO) ein Abkommen ab. Ziel ist, für Projekte wie dasjenige in Wegnia präzise Wetter- und Klimainformationen zur Verfügung zu stellen.
Angesichts der Dürre ist es entscheidend, klimaadaptiertes Saatgut im richtigen Moment auszusäen und sachgerecht auf den Feldern zu verteilen. Fünf Sorten optimiertes Saatgut (Mais, Sorghum, Hirse, Erdnuss und Kuhbohnen) sowie biologische Zusätze (Dünger, boden- und wachstumsverbessernde Substanzen, Schädlingsbekämpfungsmittel) wurden an eine Gruppe von Bauern verteilt. «Wir hatten das Saatgut bisher auf einer kleinen Fläche ausgesäht. Jetzt haben wir gelernt, dass eine grosszügigere Verteilung den Ertrag beträchtlich steigert.»
«Dank der Zusammenarbeit mit der Caritas hat sich unser Leben verbessert.»
Einfache Techniken, positive Wirkung
Eine Reihe einfacher Techniken, die von den Seeanwohnerinnen und -anwohnern schnell übergenommen wurden, zeigen bereits positive Auswirkungen. Bei der Zaï-Technik werden zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit Wasser und Dung in kleine Bodenvertiefungen gefüllt. Rund 5 Kilometer Steinbarrieren auf einer Fläche von 53 Hektar wirken der Erosion entgegen. Gabione – mit Steinen gefüllte Drahtgeflechte – bremsen in einer Schlucht die Fliessgeschwindigkeit des Wassers und fördern somit das Einsickern des Wassers und die Sedimentierung oberhalb des Sees. Immer mehr Bauernfamilien setzen organische Dünger ein und kompostieren.
Modeste Traoré hat verstanden, dass das Wiederaufforsten seines Landes die Feuchtigkeit in der Erde hält. Mit grosser Umsicht hegt und pflegt er die Jungbäume, die seine Kulturen am besten schützen (assisted natural regeneration). Das erweist sich allemal als effizienter als Bäume anzupflanzen, von denen man nicht weiss, ob sie im lokalen Klima überhaupt gedeihen. Zusätzlich zu seinen Mangobäumen und Bananenstauden pflanzte Modeste einige Orangen- und Cashew-Baume.
Die Tomate - ein Erfolg
Es wurden auch zwei Gemüseparzellen mit einer Fläche von jeweils zwei Hektar angebaut. Hier arbeiten Dutzende von Bäuerinnen und Bauern, die sich zu einer Kooperative zusammengeschlossen haben. 2020 konnten sie mit ihren frischen und verarbeiteten Tomaten grosse Erfolge erzielen. Durch den Bau eines einfachen, überdachten Verkaufsstands bleiben die Tomaten frisch und können direkt ab dem Feldrand verkauft werden. Dank besserer Beziehungen zu potenziellen Käufern können die Bauern höhere Preise erzielen Für eine Tomatenproduktion von mehr als 14 Tonnen wurden 4.7 Millionen CFA (rund 8'000 Schweizer Franken) Gewinn erwirtschaftet. Ein guter Marktzugang ist entscheidend, um einen guten Preis zu erzielen.
Auch Modeste Traoré sieht die Vorteile einer guten Verkaufsplanung seiner Produkte: «Am liebsten wäre mir, ich könnte einige Händler finden, die mir meine Erzeugnisse regelmässig zu einem fairen Preis abkaufen.» Wenn er auf die letzten drei Jahre zurückblickt, erscheint ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht. Noch immer würde er gerne im Wegnia-See fischen gehen, aber vorerst liegt die Zukunft seiner Familie auf den Feldern.
«Caritas arbeitet Hand in Hand mit der lokalen Bevölkerung. Einfache, aber innovative Methoden bewahren die Feuchtigkeit in der Erde und machen den Ackerboden fruchtbarer.»
Über Modeste Traoré, 57 Jahre
Als wiederverheirateter Witwer muss Modeste 14 Kinder versorgen. Die Hälfte von ihnen stammen aus seiner angeheirateten Familie. Seinen Hof teilt er mit den Familien zweier Brüder.
Die Bauernfamilien an den Ufern des Wegnia-Sees in Mali waren innerhalb weniger Jahre gezwungen, ihre Anbautechniken an den Klimawandel anzupassen. Nur so können sie überleben. Die durch Erosion stark geschädigten Seeufer müssen geschont werden. Der See droht sonst zu versanden. Der Regen wurde unberechenbar. Immer häufiger kommt es zu extremer Hitze und Wirbelstürmen. Trotz immer schwierigeren Bedingungen mehr und besser zu produzieren: Das ist die Herausforderung.
Der Beruf des Fischers wird in der Familie von Modeste Traoré vom Vater auf den Sohn vererbt. Aber Modeste musste in die Landwirtschaft wechseln. Im See, an dessen Ufern er geboren wurde, gibt es nicht mehr genug Fische. Modeste stellt sich der Herausforderung, er ist offen für Neues und scheut keine Mühe, um seine grosse Familie satt zu bekommen und seinen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen.
Dorf Wegnia, Gemeinde Guihoyo im Kolokani-Kreis in der Region von Koulikoro in Mali. Wie schon sein Vater lebt Modeste seit seiner Geburt in Wegnia.
Einsatz gegen den Klimawandel
Die Caritas unterstützt die lokale Bevölkerung dabei, sich an den Klimawandel anzupassen und vor Naturkatastrophen zu schützen.
Einsatzländer: Bolivien, Bosnien-Herzegowina, Kambodscha, Äthiopien, Haiti, Mali, Uganda, Tadschikistan, Tschad
- Wir sensibilisieren Kleinbauernfamilien für den Schutz ihrer natürlichen Ressourcen und entwickeln gemeinsam neue, an den Klimawandel angepasste Anbaumethoden.
- Wir bauen Infrastruktur auf, die den Zugang zu Wasser und den Schutz vor Naturkatastrophen verbessert. Wir entwickeln Frühwarnsysteme und bilden Katastrophenschutzteams.
- Wir ermutigen die Menschen, ihr Land aufzuforsten, um der Bodenerosion entgegenzuwirken.
- In Wegnia installierten wir ein Wettervorhersagesystem. Wir ermöglichen den Zugang zu klimaangepasstem Saatgut, Düngern und bio-ökologischen Pestiziden sowie zu Krediten.
- Wir beziehen wichtige lokale Akteure (Behörden, Lebensmittel- und Agrarhändler, Lieferanten von Wetterdiensten) mit ein und unterstützen sie beim Aufbau von Know-how. So wird das nachhaltige Management der natürlichen Ressourcen langfristig gesichert und die Lebensbedingungen der Dorfgemeinschaften verbessert.
Wirkung Ihrer Spende
Mit 60 Franken Franken ermöglichen Sie Schulungen in nachhaltigen Anbaumethoden.
Mit 120 Franken unterstützen Sie die Bildung von Landwirtschaftskooperativen von Frauen.
Mit 150 Franken Franken statten Sie Bauern mit klimaangepasstem Saatgut und Baumsetzlingen aus.
Mit 240 Franken ermöglichen Sie den Bau von Uferschutzmassnahmen gegen die Versandung des Wegnia-Sees.
Dieses Projekt wird unterstützt von