Über 80 Prozent der Dolmetsch-Einsätze finden in den Bereichen Gesundheits- und Asylwesen statt. Der Rest verteilt sich auf die Bereiche Soziales, Bildung, Behörden und Gerichte.
Über 80 Prozent der Dolmetsch-Einsätze finden in den Bereichen Gesundheits- und Asylwesen statt. Der Rest verteilt sich auf die Bereiche Soziales, Bildung, Behörden und Gerichte.

Nachfrage beim Dolmetsch-Dienst 40 Prozent gestiegen

«se comprendre – Verständigung für alle»

Verständigung ist der Schlüssel, um sich in einem fremden Land ein neues Leben aufbauen zu können. Die Dolmetschenden von «se comprendre – Verständigung für alle» ermöglichen den Migrierenden Zugang zu den Institutionen. Der Dolmetsch-Dienst ist derzeit gefragt wie nie.

«Wenn eine Person nach einer traumatischen Reise in der Schweiz ankommt und Asyl beantragt, hat sie im Minimum das Recht, verstanden zu werden.»Anne KristolLeiterin des Dolmetsch-Dienstes «se comprendre – Verständigung für alle»

Die Arbeit der Dolmetschenden ist zentral: Sie ermöglichen den Migrierenden Zugang zu den Institutionen unseres Landes und sie stellen sicher, dass alle Betroffenen gleich behandelt werden, informiert sind und rechtliches Gehör erhalten.

Infolge der steigenden Flüchtlingszahlen in der Welt sah sich der Dienst, der seit 25 Jahren besteht, in den letzten zwei Jahren mit massiv mehr Anfragen konfrontiert. 2023 wurden in den Kantonen Freiburg, Bern und Jura sowie in den Bundesasylzentren für 353 Institutionen (Spitäler, Arztpraxen, Schulen, Gerichte) sage und schreibe 65'501 Einsatzstunden interkulturelles Dolmetschen und Vermitteln geleistet (+40% gegenüber 2022).

Richtig mit Emotionen umgehen

Derzeit bieten 130 Dolmetschende ihre Dienste in 45 Sprachen an. Sie verfügen über entsprechende Sprachkenntnisse und wurden in interkultureller Kommunikation geschult. Zudem profitieren sie von einem Weiterbildungsangebot und können auch die mit Unterstützung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) entwickelte Zertifikatausbildung von INTERPRET absolvieren.

Ebenfalls absolvieren sie eine Supervision zum Umgang mit Emotionen. Evgenija Bosson, Dolmetscherin für Ukrainisch und Russisch, präzisiert:

«Die emotionale Belastung ist natürlich gross, aber ich glaube, dass ich sie bewältigen kann. Dass ich meinen Landsleuten helfen kann, erleichtert es mir sogar, meine eigenen Emotionen im Griff zu behalten.»Evgenija BossonDolmetscherin für Ukrainisch und Russisch

Für den Arabischdolmetscher Abdelouahab Bennouna muss man vor allem «versuchen, sich in die Lage der jeweiligen Person hineinzuversetzen. Ich achte sehr darauf, dass die Worte, ihr Sinn und die Emotionen adäquat übertragen werden.» Er betont weiter: «Dolmetschende tragen eine hohe moralische Verantwortung.»

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Titelbild: Über 80 Prozent der Dolmetsch-Einsätze finden in den Bereichen Gesundheits- und Asylwesen statt. Der Rest verteilt sich auf die Bereiche Soziales, Bildung, Behörden und Gerichte. © janmaat.ch