Shokirjon Shamirov (60) aus Tadschikistan
Shokirjon Shamirov kniet auf dem kleinen Feld vor seinem Haus in Shirinob und gräbt mit den Händen in der Erde. In seinem Küchengarten verbringt er die Stunden vor dem Mittag und pflegt seine Pflanzen. Es gibt viel zu tun, denn es ist Hochsaison. Für ihn und seine Familie ist der Garten unentbehrlich. Als Selbstversorger sind sie auf eine üppige Ernte angewiesen.
Nach dem Mittagessen macht sich Shokirjon mit dem Fahrrad auf zu den Projektfeldern der Caritas. Er ist einer von 25 Bauern, die verschiedene Felder der Caritas bewirtschaften. Auf diesen Ackerflächen werden neue Gemüsesorten und Bewässerungssysteme getestet, die Anbaumethoden optimiert. Das ist wichtig, denn die herkömmliche Landwirtschaft wird in der Region zunehmend schwieriger.
«Bevor ich Teil des Caritas-Projekts wurde, war ich ein einfacher Kartoffelbauer. Aber die Ernte war nicht gut.»Shokirjon shamirovBauer
Umgeben von Gebirge
Shirinob liegt auf fast 2'000 Metern über Meer am Ende des Rasht-Tals umringt von den höchsten Bergen Tadschikistans.
Das Klima verändert sich schnell und häufig
Der Klimawandel hat in den Ländern im globalen Süden besonders starke Folgen. So auch in Zentralasien, wo Tadschikistan liegt. Das Wetter wird immer unberechenbarer, die Böden trockener und die Jahreszeiten verschieben sich. Diese Veränderungen stellen Shokirjon Shamirov und auch vielen andere Menschen in der Gegend vor grosse Probleme. Die meisten leben von der Landwirtschaft.
«Wir Bauern sind völlig vom Wetter abhängig.»
Herkömmliche Anbaumethoden, die Shokirjon Shamirov und andere Bäuerinnen und Bauern im Rasht-Tal kennen, bewähren sich unter diesen Umständen kaum mehr. «Unsere Hauptsorge hier ist die Wasserversorgung», sagt Shokirjon Shamirov. Das Wasser reicht nie für alle und es ist schwieriger geworden, den Boden zu bearbeiten.
Der bewässerungsintensive Kartoffelanbau stellt Shokirjon vor besondere Herausforderungen. Die Kartoffeln sind eine wichtige Ernährungs- und Einkommensquelle. Doch seit Jahren nehmen die Ernteerträge ab. Gemeinsam mit der Caritas geht der Bergbauer seit dem Frühjahr 2021 innovative Wege – mit Erfolg.
Erstmals verlässliche Wetterdaten
Vor bald zweieinhalb Jahren hat Caritas Schweiz in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern wie MeteoSchweiz einen Wetter-Wasser-Klima-Dienst (WWCS) installiert und seither stetig ausgebaut. Bis heute wurden im Distrikt Lakhsh, wo sich auch Shirinob befindet, und in weiteren acht Regionen Tadschikistans 64 einfache und kostengünstige Wetterstationen eingerichtet. Weitere 100 werden bis zum Ende des Sommers folgen.
Die Stationen erfassen wertvolle Daten wie Lufttemperatur und - feuchtigkeit, Wind und Bodentemperatur. Diese Angaben werden durch ein für das Projekt entwickeltes System automatisch ausgewertet und aufbereitet. Erstmals haben die Bäuerinnen und Bauern dadurch Zugang zu verlässlichen Wetterdaten. Einige von ihnen haben sogar selbst eine kleine Wetterstation im Garten.
Dank des Wetter-Wasser-Klima-Dienstes erfährt Shokirjon jeweils per SMS, wann die Bodentemperatur optimal für die Aussaat ist, ob er mit extremen Temperaturen (Hitze oder Frost) oder Naturgefahren rechnen muss oder ob gerade der richtige Zeitpunkt für die Bewässerung ist. «Das wenige verfügbare Wasser kann ich nun effizienter nutzen», erzählt der Bauer stolz.
Endlich gedeihen auch Kichererbsen und Mungobohnen
Auch auf den Testfeldern dienen die gesammelten Wetterdaten als Basis für alle Aktivitäten. Zusammen mit den Agronomen von Caritas Schweiz gelingt es Shokirjon und den 24 anderen Bauern auf den verschiedenen Parzellen laufend neue Gem üsesorten und Hülsenfrüchte anzubauen. Die Böden können sich durch die Fruchtfolge und Diversifizierung der Anbaukulturen und nach erholen.
Als Ergänzung wurde in der Nähe der Testparzellen kürzlich ein Wasserreservoir mit Bewässerungssystem angelegt. Einen Acker bewässern die Bauern nun je nach Bodenfeuchtigkeit und Wachstumsstadium der Pflanzen, und zwar nur dann, wenn diese das Wasser auch wirklich benötigten. Die ersten Ergebnisse des Systems sind sehr erfolgsversprechend.
«Das Projekt hat unser Leben positiv verändert. Wir wissen heute, wie wir mit weniger Wasser mehr ernten können. Auch gelingt es uns nun andere Kulturen wie Kichererbsen, Mais und Mungobohnen erfolgreich anzubauen.»
Die ganze Region profitiert vom neuen Wissen
Mit den Aktivitäten in Tadschikistan unterstützen wir verschiedene Bevölkerungsgruppen dabei, sich dem Klima anzupassen und ihre Lebensgrundlage zu sichern.
Im Rasht-Tal nehmen seit Projektstart auch immer mehr Frauen an der Landwirtschaft teil. In zehn Frauengruppen bewirtschaften rund 60 Frauen eigene Felder und tragen mit ihrer Arbeit zum Haushaltseinkommen bei. Die Caritas berät sie bei Fragen und vermittelt ihnen durch Schulungen hilfreiches Wissen zum Ackerbau. Der vermehrte Einsatz von Frauen in der Landwirtschaft trägt nicht nur zur besseren Versorgungslage der Familien bei, sondern stärkt auch die Frau in der Gesellschaft.
Die an den Projekten beteiligten Bäuerinnen und Bauern tragen das Wissen an die Menschen in der ganzen Region weiter. So profitieren insgesamt über 700'000 Personen in neun Distrikten vom Projekt. In Zukunft sollen noch mehr Menschen von den Wetterdaten profitieren können. Beispielsweise Schafhirten können die Angaben nutzen, denn sie schlafen unter freiem Himmel und sind dem Wetter genauso wie die Bauern ausgeliefert.
Mit dem Wetter arbeiten
Mit verschiedenen Massnahmen können wir armutsbetroffene Menschen, wie Shokirjon Shamirov, dabei unterstützen, sich dem Klimawandel anzupassen. Ihre Spende ist echte Hilfe zur Selbsthilfe.
Wirkung Ihrer Spende
Dank Ihrer Unterstützung kann Caritas Schweiz den Bauernfamilien in Tadschikistan mit Rat und Tat zur Seite stehen.
- Mit 60 Franken ermöglichen Sie zum Beispiel die Abgabe von qualitativ hochwertigem Saatgut.
- Mit 100 Franken finanzieren Sie zum Beispiel landwirtschaftliche Schulungen
- Mit 120 Franken unterstützen Sie zum Beispiel die Errichtung weiterer Wetterstationen.
Jede Spende macht einen Unterschied, unabhängig von ihrer Höhe. Danke.
Weitere Informationen
Wenn Armut ihr Gesicht zeigtPorträts aus der ganzen Welt
Titelbild: Shokirjon Shamirov auf einer Anhöhe vor seinem Wohnort, Shirinob in Tadschikistan. © Reto Albertalli