Trauriger Umsatzrekord in Caritas-Märkten
Menschen mit knappem Budget können in 22 Märkten der Caritas Produkte des täglichen Bedarfs zu Tiefstpreisen kaufen. Die Läden haben im Jahr 2022 einen Umsatz von 16,1 Millionen Franken erzielt – ein trauriger Rekord. Dafür gibt es zwei wesentliche Gründe.
Armutsbetroffene in der Schweiz haben die Möglichkeit, in 22 Caritas-Märkten Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs zu stark ermässigten Preisen zu kaufen. Im Jahr 2022 zählten die Märkte 1,06 Millionen Verkäufe, 33 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz ist um 22 Prozent gestiegen.
Thomas Künzler, Geschäftsleiter der Genossenschaft Caritas-Markt, spricht von einem «traurigen Rekord». «Es ist nicht das Ziel der Caritas-Märkte, die Umsätze zu steigern, sondern der erhöhten Nachfrage gerecht zu werden.» Jeder zusätzlich eingenommene Franken helfe aber, die Produkte noch günstiger anzubieten.
Einkauf im regulären Supermarkt ist für viele zu teuer
Für die steigende Nachfrage gibt es zwei wesentliche Gründe. Zum einen macht sich die Inflation bemerkbar. Seit dem vergangenen Sommer verzeichnen die Caritas-Märkte einen starken Ansteig an Personen, die sich einen Einkauf in regulären Supermärkten nicht mehr leisten können. Zum anderen nutzen seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine deutlich mehr Geflüchtete das Hilfsangebot.
Zu all diesen Personen kommen die bisherigen Kundinnen und Kunden der Caritas-Märkte hinzu, die von Armut betroffen und auf vergünstigte Produkte angewiesen sind. Thomas Künzler bilanziert: «Es kaufen spürbar mehr Geflüchtete, Working Poor und ältere Personen in den Caritas-Märkten ein.» Als Working Poor gelten Personen, die trotz ihrer Arbeitstätigkeit kein Einkommen über dem Existenzminimum zur Verfügung haben.
Die Caritas-Märkte haben im vergangenen Jahr unter anderem rund 1'500 Tonnen Früchte und Gemüse verkauft (plus 30 Prozent), etwa eine Million Eier (plus 47 Prozent) und 150 Tonnen Teigwaren (plus 110 Prozent). Für ein konstant attraktives Angebot können die Läden auf verlässliche Partnerschaften zählen. Dazu gehören Denner, Migros, Nestlé, Lindt, Hilcona, Molkerei Lanz, Schwarzkopf sowie rund 400 weitere Lieferanten.
Für den Einkauf im Caritas-Markt braucht es eine Einkaufskarte. Sie wird von öffentlichen Sozialämtern, kirchlichen und privaten Sozialinstitutionen sowie den Regionalen Caritas-Organisationen ausgestellt. Zum Einkauf berechtigt sind finanziell benachteiligte Menschen,
- die am oder unter dem Existenzminimum leben,
- die Sozialhilfe beziehen,
- die Ergänzungsleistungen beziehen,
- die sich in einer Schuldensanierung befinden.
Es werden keine Lebensmittel gratis abgegeben. Die Karte ist persönlich und muss jährlich erneuert werden. Caritas-Märkte gibt es in Baar, Basel, Bern, Biel, Chur, Fribourg, Genf (2), La Chaux-de-Fonds, Lausanne, Luzern, Neuchâtel, Renens, St. Gallen, Thun, Wil, Vevey, Winterthur, Yverdon und Zürich (2). Im November 2022 wurde ein neuer Laden in Rapperswil eröffnet.
Titelbild: Günstig einkaufen: Immer mehr Personen sind auf das Angebot der Caritas-Märkte angewiesen. © Alexandra Wey