Buchvernissage Almanach Entwicklungspolitik 2023
Volles Haus bei der Vernissage des neuen Almanachs Entwicklungspolitik von Caritas Schweiz in der Cinématte in Bern: Rund 80 Fachkräfte und Interessierte folgten der Einladung.
Die Mehrfachkrisen unserer Gegenwart zwingen immer mehr Menschen in die Flucht, aktuell sind es 108 Millionen. In Zukunft werden es noch mehr sein. Global betrachtet brechen die meisten nicht in Richtung Europa auf. Sowohl Zwangsvertriebene, Klimaflüchtlinge wie Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten sind zumeist in und zwischen den Ländern des globalen Südens unterwegs. Gleichzeitig stellen Katastrophen mit vielen Toten an Europas Aussengrenzen eindringlich die Frage der Verantwortung. Gefordert sind sichere Fluchtwege: Die Politik darf dem Sterben im Mittelmeer und der Gewalt an Grenzbefestigungen nicht mehr länger einfach zuschauen.
Yvonne Riaño und Sarah Estermann stellten an der Buchvernissage eindrückliche Erkenntnisse zu Migrationskontexten in Venezuela/Kolumbien und Uganda/Südsudan vor. Gewalt im einen, die Klimakatastrophe und schwindende Lebensgrundlage im anderen Fall stellen grosse Herausforderungen an die Internationale Zusammenarbeit. Und trotzdem zeigt sich: lokal gut verankerte Projekte können nachhaltige Verbesserungen bringen und auch das Zusammenleben zwischen Vertriebenen und Gemeinschaften unterstützen.
Anschliessend diskutierte ein hochkarätiges Podium unter der Leitung von Fabian Saner, Herausgeber des Almanach Entwicklungspolitik, die zukünftigen Schwerpunkte der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. Christian Frutiger, Vizedirektor der Schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) betonte, dass der Kampf gegen den Klimawandel und der Wiederaufbau der Ukraine in Zukunft viel mehr Geld benötigen würden. Es sei schwierig, diese Aufgaben zu meistern, ohne dass die Hilfe zulasten der ärmsten Länder gehe, aber mit der neuen Strategie ziele man hier auf Optimierung. Journalist Markus Mugglin kritisierte die Strategie des Bundesrats, der zwar die enormen weltweiten Herausforderungen und den Bedarf anerkenne, aber trotzdem weniger Geld dafür sprechen wolle. «Das ist sonderbar».
Nationalrätin Christine Badertscher verwies auf die politischen Realitäten im Schweizer Parlament, wo die globalen Krisen oft nur punktuell auf Interesse stiessen. Dies ändere sich jeweils erst, wenn auch das mediale Interesse sich auf Krisen und Katastrophen richte. Verena Donislreiter von Caritas Schweiz analysierte die Rückschläge bei der menschlichen Entwicklung und die nach Jahrzehnten erstmals wieder steigende globale Armut und plädierte dafür, die starken zivilgesellschaftlichen Netzwerke der NGO noch besser zu nutzen.
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Titelbild: Vernissage 2023 © Nique Nager