Von erfrorenen Dinosauriern und Regen auf dem Jupiter
Der 11-jährige Diego flüchtete mit seiner Mutter aus Venezuela und lebt heute in ärmlichen Verhältnissen in Kolumbien. Allen harten Umständen zum Trotz überrascht das aufgeweckte Kind mit einem Verstand und blühender Fantasie, die ihresgleichen suchen.
Wissen Sie, weshalb die Dinosaurier ausgestorben sind? Ein Meteorit schlug auf der Erde ein. Allerdings wurden die Urzeittiere nicht vom Einschlag erdrückt. Nein, der Einschlag wirbelte so viel Staub auf, dass die Sonne mehrere Jahre verdunkelt blieb. Die Temperatur auf der Erde kühlte sich ab und die Dinosaurier erfroren allesamt.
«Ich liebe es, schnell zu rechnen und versuche komplexe Aufgaben ohne Taschenrechner zu lösen.»Diego
Diese wissenschaftlich einwandfreie Geschichte erzählt uns Diego. Er ist 11 Jahre alt, lebt mit seiner Mutter in einer alten Kaserne in Medellin und lernt alles, was es über die Welt, die Menschen und unsere Geschichte zu wissen gibt – im Treppenhaus am Boden oder auf der Bürgersteigkante vor dem Haus. «Wenn es damals schon Decken und Schals gegeben hätte, wäre die Geschichte der Menschheit vielleicht anders verlaufen», erzählt er uns mit funkelnden Augen, die nie genug gelesen haben werden.
Platz für Fantasie und Neugier
Diego und seine Mutter sind Opfer der verheerenden Zustände in Venezuela. Fast acht Millionen Menschen sind bereits geflüchtet, fast ein Drittel davon nach Kolumbien. Die Kaserne, in der Diego mit seiner Mutter lebt, ist eine typische Wohnform für Flüchtlinge. Die Familien mieten einzelne Zimmer, für die sie täglich bezahlen. Oft leben mehrere Personen oder ganze Familien in einem Raum. Der Alltag ist geprägt von Kriminalität, Armut, Streitigkeiten und Gewalt.
Diego profitiert vom Projekt Casa abierta unseres Partners Combos. Es bietet den Menschen psychosoziale und pädagogische Unterstützung und hilft, Gewalt vorzubeugen.
«Was mir bei Casa abierta am meisten gefällt ist, dass ich viele Freunde aus anderen Teilen Venezuelas und Kolumbiens gefunden habe. Die Kulturen anderer Städte und Länder interessieren mich.»diego
In künstlerischen Ateliers lernt er, seine Emotionen auszudrücken, Erlebtes zu verarbeiten und in verschiedenen Beratungen wird seine Familie unterstützt und sie werden über ihre Rechte aufgeklärt.
Ein unendlicher Wissensdurst
Diego hat Grosses vor im Leben: «Wenn ich erwachsen bin, möchte ich etwas mit Zahlen studieren. Ich liebe es, schnell zu rechnen und fordere mich immer wieder heraus, komplexe Auf gaben ohne Taschenrechner zu lösen.» Ausserdem will er in Länder reisen, in denen der Jaguar lebt – die einzige Katze auf dem amerikanischen Kontinent. Er erklärt, dass es auf dem Jupiter regnet und das Auge ein Organ ist, das nie wächst. Diegos Verstand ist messerscharf, sein Gedächtnis gleicht einer alten Bibliothek und die Neugier begleitet ihn auf Schritt und Tritt.
All dieses Wissen hat sich Diego mehr oder weniger selbst beigebracht. Durch die Flucht und die Verhältnisse, in denen er jetzt lebt, konnte er die Schule nicht wie vorgesehen besuchen. In der Schule unseres Projekts erhalten Kinder wie Diego die Förderung, die sie verdienen. Wer weiss, was wir von Diego noch alles hören werden.
Die Organisation Combos hilft venezolanischen Familien, sich in Kolumbien zu integrieren. Die Menschen erhalten psychologische und juristische Beratung sowie Einführungskurse, die ihnen helfen, das Land besser zu verstehen. Auch kreative Kurse sind ein wichtiger Teil des Programms.
- Mit 147 Franken können Sie einem venezolanischen Flüchtlingskind ein Semester bei Combos ermöglichen. Es wird psychologisch betreut und lernt im kreativen Unterricht, seine Flucht zu bewältigen.
- Mit 210 Franken können Sie einer venezolanischen Flüchtlingsfamilie Rechtsberatung, psychosoziale Betreuung, Risikoaufklärung und Ausbildung finanzieren. Dies hilft ihnen, sich schneller in ihrer neuen Heimat zu integrieren.
Weitere Informationen
Titelbild: Diego ist nicht nur von Dinosauriern fasziniert. Die Casa abierta gibt seiner Fantasie und seinem Intellekt Raum, sich zu entfalten. © Santiago Piedrahita Bahamón