Ursachen und Risiken
Armut ist kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem. Sie ist meist das Resultat gesellschaftlicher Umstände, die Betroffene kaum beeinflussen können. Das Zusammenspiel verschiedener Faktoren bestimmt das Armutsrisiko eines Menschen.
Entscheidende erste Lebensjahre
Kinder müssen ausprobieren, entdecken und sich bewegen können. Bei benachteiligten Familien sind aber die Wohnungen oft viel zu eng, die Umgebung gefährlich, den Eltern fehlen Zeit und Geld, um ihre Kinder angemessen zu begleiten. So haben diese bereits bei Kindergarteneintritt schlechtere Startchancen. Das hat schwerwiegende Folgen, weil mangelnde Bildung das Armutsrisiko markant erhöht.
Jedes zwölfte Kind in der Schweiz ist arm
Im Jahr 2021 waren das 134'000 Kinder.
Prekäre Arbeitsverhältnisse
Wer über keine anerkannte Ausbildung verfügt, hat geringere Chancen auf ein existenzsicherndes Einkommen und muss meist in prekären Jobs, zu einem tiefen Lohn und in tiefen Pensen arbeiten. Dies reicht vielfach nicht, um sich selbst und eine Familie zu ernähren, mindert die soziale Anerkennung und führt zu einer tiefen Rente im Alter. In vielen prekären Anstellungen wie beispielsweise Arbeit im Stundenlohn ist die soziale Absicherung mangelhaft. Eine Weiterbildung zur Erhöhung der Chancen auf eine gute Arbeitsstelle können sich die wenigsten leisten.
Gute Gesundheit ist teuer
Die Krankenkassenprämien steigen seit Jahren und sind für Haushalte mit tiefen Einkommen kaum tragbar. Bereits der Selbstbehalt von 10% übersteigt ihre finanziellen Möglichkeiten. So wählen viele eine hohe Franchise, um Prämien zu sparen. Mit fatalen Folgen: Sie verzichten auf notwendige Arztbesuche und Medikamente, weil sie die Kosten selber bezahlen müssten. Oder sie verschulden sich.
Eine hohe Franchise führt in die Schuldenfalle
Die Kosten für Krankenkassenprämien sind in den Sozialberatungen der Caritas ein Dauerthema. Sie zählen zu den grössten Sorgen der Menschen mit geringen finanziellen Mitteln.
Armutsrisiko für Familien
Kinder sind ein Armutsrisiko. Viele Eltern – vor allem Mütter – reduzieren das Erwerbspensum, weil Kinderbetreuungsangebote viel zu teuer sind oder, beispielsweise bei Schichtarbeit, keine Lösung bieten. Das bedeutet tiefere Einkommen und führt später im Alter zu minimalen Renten.
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Titelbild: Familienarmut ist auch in der Schweiz ein Thema © Dominic Wenger