Weltweiter Hunger geht nicht zurück
Die Zahl der Hungernden weltweit liegt seit drei Jahren auf einem ungebrochen hohen Niveau. Der massive Anstieg des Hungers in der Zeit der Pandemie nach 2019 konnte damit nicht kompensiert werden. In Afrika verschlechtert sich die Situation weiter. Dies zeigt der heute vorgestellte UNO-Welthungerbericht.
730 Millionen Personen weltweit leiden an Hunger. Fast ein Drittel der Weltbevölkerung (28,9 Prozent) sind von Ernährungsunsicherheit betroffen. Diese erschreckenden Zahlen wurden heute von den Vereinten Nationen publiziert in ihrem Bericht zum Zustand der Ernährungssicherheit und Ernährung in der Welt (The State of Food Security and Nutrition in the World, SOFI). Der Bericht wird jährlich von fünf UN-Organisationen gemeinsam erarbeitet und analysiert die Fortschritte der Welt bei der Beendigung des Hungers, der Erreichung von Ernährungssicherheit und der Verbesserung der Ernährung. In diesem Jahr wurde der Bericht im Rahmen des G20-Treffens in Rio de Janeiro veröffentlicht.
Die veröffentlichten Zahlen sind ernüchternd. Sie zeigen, dass sich die Welt immer noch weit weg befindet vom Ziel, Hunger und Ernährungsunsicherheit in allen Ländern zu beenden und der starke Anstieg des Hungers in der Pandemie nicht rückgängig gemacht werden konnte. In einigen Regionen, vor allem in Lateinamerika, habe der Hunger zwar gesenkt werden können.
In Afrika hat sich die Situation im vergangenen Jahr allerdings verschlechtert. Ein Füntel der afrikanischen Bevölkerung leidet inzwischen an Hunger. Besonders betroffen sind Länder wie der Kongo, Sudan, Südsudan, Äthiopien und ausserhalb von Afrika Gaza, Afghanistan und Jemen. Als wichtigste Treiber für die weltweite Ernährungskrise nennen die Verfasserinnen und Verfasser des Berichts die Klimakrise, bewaffnete Konflikte und Kriege, die angespannte wirtschaftliche Lage sowie die steigende globale Ungleichheit.
Der SOFI-Report weist zudem auf die extreme Finanzierungslücke hin, die internationale bei der Hungerbekämpfung besteht. Einerseits müsse das Finanzvolumen für die Hungerbekämpfung verdoppelt werden, andererseits brauche es einen effizienteren Einsatz der Gelder. Die Vereinten Nationen rufen ihre Mitgliedsstaaten dazu auf, in Vorbereitung auf die Vierte Internationale Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung, die im nächsten Jahr in Spanien stattfinden wird, neue Finanzierungsmodelle zu finden, um diese enormen Lücken zu füllen.
Auch Schweiz ist bei der Finanzierung gefordert
In der Verantwortung stehen dabei vor allem auch wohlhabende Länder wie die Schweiz. Hierzulande drohen jedoch Kürzungen beim Budget für die Internationale Zusammenarbeit (IZA), aus dem die globale Hungerbekämpfung finanziert wird. Wenn diese Kürzungsvorschläge angenommen werden, wird es für die Schweiz in den kommenden Jahren noch viel schwieriger werden, ihren internationalen Verpflichtungen nachzukommen. Dabei wäre gerade jetzt ein enormer Effort gefragt, um die Ziele für eine Nachhaltige Entwicklung, zu der sich die Schweiz zusammen mit den anderen UN-Mitgliedstaaten verpflichtet hat, bis 2030 doch noch zu erreichen.
Um die Erreichung dieser Ziele sieht es derzeit allerdings düster aus. Caritas Schweiz hat dieses Jahr als Vertretung der Zivilgesellschaft in der offiziellen Schweizer Delegation am High Level Political Forum zur Agenda 2030 in New York teilgenommen. An diesem jährlich stattfindenden Treffen am Hauptsitz der Vereinten Nationen diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus der ganzen Welt über die globalen Fortschritte, die zur Erreichung der Ziele für eine Nachhaltige Entwicklung gemacht wurden – oder über die Rückschritte, welche die Welt von der Erreichung dieser Ziele weggebracht haben. In diesem Jahr wurden unter anderem die Fortschritte beim SDG 1, Bewältigung der Armut, und beim SDG 2, Beendigung des Hungers besprochen.
«Er ist ernüchternd zu sehen, wie der weltweite Hunger, der über lange Zeit kontinuierlich reduziert werden konnte, in den letzten Jahren wieder deutlich angestiegen ist.»Andreas lustenbergerMitglied der Geschäftsleitung von Caritas Schweiz
«Umso wichtiger ist es, dass es mit der Agenda 2030 einen globalen Referenzrahmen gibt, der klar zum Ausdruck bringt, dass Hunger auf der Welt inakzeptabel ist und beendet werden muss», so Lustenberger, der als zivilgesellschaftlicher Vertreter mit der offiziellen Vertretung der Schweiz an der UNO-Tagung vor Ort dabei war, weiter.
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Titelbild: Gemäss neuem UNO-Bericht hungern weltweit rund 730 Millionen Menschen. © Reto Albertalli