

Wenn der Krieg zur Normalität wird
Die humanitären Bedürfnisse in der Ukraine reissen nicht ab. 3,7 Millionen Menschen sind im Land auf der Flucht. Caritas Schweiz führt ihr Engagement für Familien im stark betroffenen Osten und Süden fort – und hat neben der Nothilfe zunehmend die wirtschaftliche Stabilisierung im Blick.
«Für die Kinder ist es ganz normal geworden, in den Luftschutzbunker zu gehen», sagt Anastasija. «Dabei ist das alles andere als normal.» Die Jugendarbeiterin ist bei Caritas Ukraine in der Grossstadt Dnipro tätig. Das Leben im Kriegsalltag hat auch nach zweieinhalb Jahren nichts an Härte verloren. Der Osten steht weiterhin unter Dauerbeschuss. Die Kampfhandlungen führen zu erneuten Vertreibungen.
Doch auch abseits der Front lässt der Krieg die Menschen nicht los. Kinder leiden besonders. Sie sind traumatisiert und schlafen schlecht. Viele Schulen sind geschlossen und der Unterricht findet – wenn überhaupt – online statt. Weil sie sich um ihre Kinder kümmern müssen, ist es vielen Frauen nicht möglich, zu arbeiten. Die Menschen können kaum ihre Grundbedürfnisse decken.
Bargeldhilfe, Menschlichkeit und Perspektiven
Umso wichtiger sind menschliche Wärme und finanzielle Hilfe. Genau hier setzen die aktuellen Projekte von Caritas Schweiz an. Zum einen bieten wir psychologische Begleitung und geschützte Räume für Kinder, um das Erlebte zu verarbeiten. Auch Erwachsene erhalten psychosoziale Beratung. Zum anderen können schutzbedürftige Familien dank Bargeldhilfe ihre dringendsten Bedürfnisse decken wie Mieten oder Reparaturen an beschädigten Häusern, Kleider oder Laptops für den Online-Unterricht.
«Die Kinder sind traumatisiert und schlafen schlecht.»
Seit August unterstützen wir zudem Vertriebene sowie Rückkehrende beim wirtschaftlichen Neuanfang. Zuschüsse für Kleinunternehmen, Ausbildungsprogramme und Arbeitsvermittlung helfen ihnen, wieder Fuss zu fassen und ein Einkommen zu erwirtschaften. Denn ein Ende der Not ist nicht absehbar. Die Menschen brauchen dringend Perspektiven.

Riesiges Engagement der Partnerorganisationen
So bleibt Caritas Schweiz an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer. Möglich machen dies unsere lokalen Partner Caritas Spes und Caritas Ukraine. Sie sind gut vernetzt und k önnen auch in schwer zugänglichen Gebieten nahe der Front arbeiten. Mit riesigem Engagement und persönlichen Risiken stehen ihre Mitarbeitenden seit Beginn des Kriegs im Einsatz – Menschen wie Anastasija. Sie sagt: «Mein Bruder ist im Militär und ich kann nicht einfach rumsitzen. Die Kinder sind unsere Zukunft. Wir müssen alles daran setzten, dass es ihnen mental gut geht.»
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Titelbild: Erklingt der Luftalarm, werden die Bastelnachmittage in den Keller verlegt – weg von Glasscheiben und gefährlichen Gegenständen. © Valentyn Kliushnyk