Wenn Wohnen unbezahlbar wird

Wohnungsknappheit und steigende Wohnkosten haben fatale Folgen für armutsgefährdete Menschen

Steigende Mieten, höhere Nebenkosten, fehlender Wohnraum: All dies führt dazu, dass Menschen mit kleinem Budget in Bedrängnis geraten und teils über lange Zeit in prekären Wohnbedingungen ausharren - wie das Beispiel von Fitsum und seiner Familie eindrücklich zeigt.

Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Innert zehn Monaten hat Fitsum über 40 Wohnungen besichtigt. Für wie viele er sich beworben hat, aber abgelehnt und nicht mal zur Besichtigung eingeladen wurde, kann er nicht mehr zählen. Die Suche ist nervenaufreibend und kostet Fitsum Zeit und Energie. Mit seiner Lehre ist er in einem 100-Prozent-Pensum beschäftigt – von den Familienpflichten ganz abgesehen.

Die Caritas unterstützt bei der Wohnungssuche.
«Wir suchen ein Familienzuhause. Doch eine 3-Zimmer-Wohnung in der Stadt Zürich für maximal 1'650 Franken zu finden, ist schwierig. Passende Angebote sind selten und schnell weg.»FitsumVater und Ehemann

Nebst dem schmalen Budget erschweren weitere Faktoren die Suche nach einer angemessenen Wohnung. Fitsum hat ein kleines Kind, einen Migrationshintergrund, bezieht während der Lehre ergänzende Sozialhilfe für seine Frau Wezenet und den zweijährigen Yafet, und verfügt auch nicht über hilfreiches «Vitamin B». All diese Faktoren erschweren die Wohnungssuche – ganz unabhängig von der ohnehin schwierigen Lage auf dem Markt.

Unterschiedliche Entwicklungen kommen zusammen

Bereits 2023 sind die Wohnkosten zu den zehn grössten Sorgen der Schweizer Bevölkerung aufgestiegen. Doch warum spitzt sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt für viele Menschen zu? Aktuell kommen verschiedene Entwicklungen zusammen:

  • die Nachfrage ist und bleibt hoch, weil zum Beispiel Menschen immer mehr Fläche pro Person beanspruchen
  • das Angebot nimmt ab, denn Baugesuche und die Bautätigkeit sind beide rückläufig
  • Marktmieten und Bestandesmieten gehen immer weiter auseinander, deshalb leben Menschen tendenziell länger in für sie zu grossen oder unpassenden Wohnungen.
  • Hinzu kommen steigende Miet- und Nebenkosten, was besonders einschneidend ist für Menschen mit kleinem Budget

Wohnen: Ein belastendes Thema für Armutsgefährdete

Armutsgefährdete Menschen sind von diesen Entwicklungen stark betroffen. Die Miete nimmt bei ihnen einen besonders grossen Teil des Budgets ein. Zudem lässt sich beim Wohnen kaum sparen und es wird immer schwieriger, in noch günstigere Wohnungen zu wechseln. So verharren armutsgefährdete Menschen häufig in prekären Wohnsituationen. Dazu kommen die steigenden Kosten von anderen Gütern wie Lebensmitteln und die zunehmenden Krankenkassenprämien.

Eine schwierige und aussichtslose Lage

Solche Wohnverhältnisse zu verlassen, ist nicht einfach, denn armutsbetroffene und -gefährdete Menschen sind bei der Wohnungssuche obendrauf auch strukturell benachteiligt. Die Suche braucht viele individuelle Ressourcen. Sie nimmt viel Zeit in Anspruch, erfordert grosse Flexibilität und die Bewerbungsprozesse erfordern gute Sprach- und IT-Kenntnisse.

Auch erleben die Betroffenen häufig Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Sozialhilfebezug oder Betreibungen. Das Hinterlegen einer Mietkaution bedingt ein finanzielles Polster, das viele Menschen schlicht nicht haben. Gerade in Städten verschwindet im Rahmen der Verdichtung und wegen Sanierungen günstigster Wohnraum. Menschen mit tiefem Budget werden verdrängt. Dies kann weitreichende Folgen haben.

«Der Ort und die Art, wie wir wohnen, beeinflussen das restliche Leben: Ob man eine Aus- und Weiterbildung bestreiten kann, ob man einem gewissen Job nachgehen kann, ob man den sozialen Anschluss aufrechterhalten kann.»Aline MaséLeiterin Sozialpolitik

Eine schlechte Wohnsituation kann sich also negativ auf die psychische und physische Gesundheit auswirken.

Forderungen der Caritas

So kann es nicht weitergehen. Es braucht dringend eine Kombination aus kurzfristigen und langfristigen Massnahmen. Caritas Schweiz fordert deshalb, dass der Zugang zu Wohnraum gesichert und bezahlbarer Wohnraum gefördert wird.

Am 25. Juni hat Caritas Schweiz ein umfassendes Positionspapier zum Thema Wohnen publiziert:

Ihr Einsatz gegen Armut in der Schweiz

Mit unseren Angeboten, wie dem Caritas-Markt, der Schuldenberatung oder der KulturLegi, sind wir gemeinsam mit den Regionalen Caritas-Organisationen täglich für armutsbetroffene Menschen in der Schweiz da. Auch machen wir uns stark für eine Politik, die auf sozial benachteiligte Menschen Rücksicht nimmt. Unterstützen Sie heute unsere Arbeit gegen Armut. Vielen Dank!

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Titelbild: © Simón Aurel Schwarz