Wer für die Schäden des Klimawandels aufkommen muss
An der internationalen Klimakonferenz in Dubai, die am 30. November beginnt, steht ein bedeutendes Thema im Mittelpunkt: die Finanzierung der globalen Klimaschäden. Für Caritas Schweiz ist klar, dass die Verursacherstaaten dafür aufkommen müssen – auch die Schweiz.
Neben den düsteren Schlagzeilen aufgrund der Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine gerät die Klimakrise zurzeit in den Hintergrund der Berichterstattungen. Dabei wäre gerade jetzt mehr Aufmerksamkeit für das Thema dringend erforderlich. Denn die Klimakrise ist kein Phänomen der Zukunft, sondern der Gegenwart. Die Schäden sind bereits da und sie sind grösser, als erwartet wurde.
Dies zeigt ein Anfang November veröffentlichter Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Gemäss diesem ist ein Grossteil der Länder schlecht vorbereitet auf das, was kommt. Besonders im Globalen Süden fehlen die finanziellen Mittel für Klimaschutz und Anpassung sowie dafür, bereits eingetretene Verluste und Schäden zu beheben.
Zwischen 194 und 366 Milliarden US-Dollar pro Jahr: So hoch ist gemäss dem UNEP-Bericht die Finanzierungslücke allein bei den Massnahmen, die eine Anpassung an den Klimawandel ermöglichen sollen. Der Bericht macht klar, dass jetzt massiv mehr Gelder fliessen müssen, um die Länder weltweit auf die veränderten klimatischen Bedingungen vorzubereiten. Je länger zugewartet wird, umso massiver wirkt sich die Klimakrise aus und trifft jene am härtesten, welche am wenigsten zur Erderhitzung beigetragen haben. Caritas Schweiz beobachtet in ihren Projektländern diese Auswirkungen bereits heute und versucht, mit gezielten Anpassungsmassnahmen die Menschen vor Ort auf die Zukunft vorzubereiten.
Gemachte Versprechen einlösen
Was aber geschieht mit den Verlusten und Schäden, die bereits heute eintreten und sich auch zukünftig nicht verhindern lassen? Auf internationaler Ebene müssen jetzt auch dafür Gelder zur Verfügung gestellt werden. An der Weltklimakonferenz von vor einem Jahr in Glasgow wurde die Einrichtung eines sogenannten «Loss and Damage»-Fonds als grosser Meilenstein gefeiert. An der diesjährigen Konferenz in Dubai geht es nun darum, die gemachten Versprechen einzulösen und den Fonds angemessen mit Geldern zu füllen.
Bezahlen müssen die Verursacherstaaten, darüber besteht weitgehend Einigkeit. Doch wie die Zuschreibung der Verantwortung konkret in finanzielle Beiträge umgerechnet und wie der Fonds ausgestaltet wird, ist noch unklar. Dies sind jedoch zentrale Punkte, die über den Erfolg des Fonds entscheiden. Eine Ansiedelung des Fonds bei der Weltbank, wie dies die Industriestaaten vorschlagen, ist abzulehnen. Vielmehr muss der Fonds nach den Prinzipien der Klimarahmenkonvention arbeiten, sodass auch ärmere Länder mitentscheiden können.
Die Länder des Globalen Südens werden genau hinschauen, welche Versprechen ihnen dieses Mal gemacht werden. Bereits 2010 haben die Industriestaaten sich darauf geeinigt, ab 2020 jährlich gemeinsam 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz- und Anpassungsmassnahmen im Globalen S üden bereitzustellen. Mindestens die Hälfte des Geldes sollte in Massnahmen fliessen, welche ärmeren Ländern ermöglichen, sich an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen.
Dieses Versprechen ist bis anhin jedoch nicht eingelöst. Das Finanzierungsziel wird nach wie vor deutlich verfehlt. Und schlimmer noch: Ein grosser Teil der Gelder floss nicht als direkte Zuschüsse, sondern als Anleihen oder Darlehen. So nimmt das Verschuldungsrisiko der Länder im Globalen Süden nochmals massiv zu. Die gemachten Fehler dürfen beim Fonds für Verluste und Schäden nicht wiederholt werden.
Schweiz leistet ungenügende Beiträge
Auch die Schweiz gehört zu den Verursacherstaaten, die aufgrund ihrer Verantwortung und ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten Gelder zur Verfügung stellen müssen. Die Schweiz tut dies bis anhin nur ungenügend. Die Beiträge sind einerseits zu tief, andererseits stammen sie vorwiegend aus dem Budget der Internationalen Zusammenarbeit. Konkret heisst das: Es handelt sich nicht um neue, zusätzliche Gelder, wie dies international vereinbart wurde. Es werden vielmehr einfach Gelder eingesetzt, die für Projekte der Entwicklungszusammenarbeit und damit für die Bekämpfung der weltweiten Armut gesprochen worden waren.
Beim Fonds für die Verluste und Schäden darf sich dies nicht wiederholen. Es dürfen nicht Gelder aus der Humanitären Hilfe umgemünzt werden, die dann bei anderen Krisen fehlen. Erforderlich sind zusätzliche Mittel. Nur so können die Finanzierungslücke geschlossen und die Klimakrise mit ihren Folgen wirksam bekämpft werden.
Caritas Schweiz organisiert an der Klimakonferenz COP28 in Dubai am 8. und 9. Dezember zwei Side-Events zu Klimaschutzprojekten in Tadschikistan, die massgeblich von der DEZA mitfinanziert werden. Dabei geht es um Frühwarnsysteme und landwirtschaftliche Entscheidungshilfen mit Wetterdaten sowie um effektives Weidemanagement.
Geschrieben von Angela Lindt, Leiterin Fachstelle Entwicklungspolitik, Caritas Schweiz
Interviewanfragen und weitere Informationen: medien@caritas.ch
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Titelbild: © John Kalapo