Wieso die Klimakrise für Caritas Schweiz ein zentrales Thema ist
Die Klimakrise verschlimmert weltweit die extreme Armut. Gleichzeitig haben die Menschen im Globalen Süden am wenigsten zur Klimakrise beigetragen. Auch fehlen ihnen die Möglichkeiten, sich an die neuen Realitäten anzupassen. Die Erderhitzung bedroht damit die Existenzgrundlage der verletzlichsten Menschen in der Welt.
1. Klimakrise zerstört Existenzen
Die Verluste und Schäden, welche die Klimakrise verursacht, sind enorm. Schleichende Klimaveränderungen führen zu Ernteausfällen. Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen oder Dürren zerstören ganze Landstriche. Menschen, die von extremer Armut betroffen sind, können sich kaum auf solche Katastrophen vorbereiten.
Extreme Armut erhöht die Verletzlichkeit gegenüber der Klimakrise. Gleichzeitig erhöht die Klimakrise das Risiko für extreme Armut.
Die Klimakrise zerstört im Extremfall die Existenz dieser Menschen und kann sie in den Hunger treiben oder sie zur Migration zwingen. Staatliche Sicherheitsnetze oder Versicherungen, die für Schäden und Verluste aufkommen, gibt es meist nicht.
2. Klimakrise vergrössert die extreme Armut
Die negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung trifft nicht nur Menschen, die bereits zuvor von extremer Armut betroffen waren. Sie führt auch dazu, dass sich die Armut insgesamt ausbreitet. Gemäss der Weltbank könnten bis 2030 zusätzlich 68 bis 135 Millionen Menschen aufgrund des Klimawandels in die Armut getrieben werden.
2022 lebten 713 Millionen Menschen weltweit in extremer Armut.
3. Anpassung an den Klimawandel kostet enorm viel
Rund 80 Prozent der von Armut betroffenen Menschen auf der Welt leben in ländlichen Gebieten und verdienen ihren Unterhalt in der Landwirtschaft. Sie spüren die Folgen der Klimaerhitzung stark. Klimaresistentes Saatgut und nachhaltige Anbaumethodensind erforderlich, doch für Investitionen fehlt das Geld.
Personen, die ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft verdienen, tragen ein besonders hohes Armutsrisiko. Gleichzeitig zählt die Landwirtschaft einer der Wirtschaftssektoren, in denen die Klimaveränderungen die grössten negativen Auswirkungen hat.
Von extremer Armut betroffene Menschen haben meist nicht die Möglichkeiten, den Beruf zu wechseln und beispielsweise ausserhalb der Landwirtschaft eine neue Einkommensquelle aufzubauen.
4. Klimakrise verschärft soziale Ungleichheiten
Menschen, die von Armut betroffen sind, sind nicht nur verletzlicher, sondern auch exponierter für Klimaauswirkungen. Sie leben häufig in Gegenden, die im lokalen Vergleich eher von Überschwemmungen betroffen sind als die Wohngebiete wohlhabenderer Menschen.
Für Frauen, Kinder, ältere Menschen, Geflüchtete und Vertriebene sowie andere verletzliche Personen wirken sich die negativen Folgen der Klimaveränderungen besonders gravierend aus. Diese Menschen sind grundsätzlich einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt.
5. Klimakrise verstärkt die Migration
Neben anderen Faktoren hat die Klimakrise dazu geführt, dass die Zahl der geflüchteten Menschen weltweit zugenommen hat. Gestiegen ist vor allem die Zahl der Menschen, die als interne Vertriebene innerhalb ihres Heimatlandes migrieren müssen. Allerdings ist es den ärmsten und verletzlichsten Menschen, insbesondere Frauen und Kindern, meist gar nicht möglich anderswohin zu ziehen. Sie bleiben da, wo sie in Gefahr sind, oder fliehen an Orte, wo sie den Naturereignissen oftmals ebenso stark ausgesetzt sind.
6. Klimakrise macht ganze Regionen unbewohnbar
Gleichzeitig ist absehbar, dass die weitere Zuspitzung der Erderhitzung dazu führen wird, dass bestimmte Gebiete, beispielsweise in der Sahelzone, in näherer Zukunft gänzlich unbewohnbar sein werden. Dabei handelt es sich überdurchschnittlich oft um Regionen, in denen die extreme Armut hoch ist.
Die Klimakrise setzt den Menschen im Tschad stark zu.
7. Klimakrise setzt arme Länder unter enormen Druck
Gemäss der Weltorganisation für Meteorologie leidet Afrika unverhältnismässig stark unter dem Klimawandel, weil sich der Kontinent stärker erwärmt als der Rest der Welt. Gleichzeitig fehlen praktisch allen afrikanischen Ländern die finanziellen Mittel für die Anpassung an die Klimakrise.
Es ist höchst ungerecht, dass die Kosten des Klimawandels überproportional von denjenigen getragen werden, die ohnehin schon Schwierigkeiten haben, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen, obwohl sie am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben.
Katastrophen wie Dürren oder Überschwemmungen führen zu lokalen Wirtschaftskrisen und zerstören die nationale Nahrungsmittelversorgung. Damit sie die Grundversorgung ihrer Bevölkerung trotzdem sicherstellen können, müssen betroffene Länder Lebensmittel importieren. Dadurch steigt ihre Verschuldung. Die Klimakrise stellt somit nicht nur einzelne Menschen oder Bevölkerungsgruppen, sondern auch ganze Staaten vor enorme Herausforderungen.
8. Klimagerechtigkeit gefordert
Menschen in Subsahara-Afrika haben im Durchschnitt einen massiv kleineren Klima-Fussabdruck pro Kopf als Menschen in der Schweiz. Die negativen Folgen der Klimakrise treffen sie jedoch überdurchschnittlich hart. Reiche Staaten wie die Schweiz sind daher gefordert, ihre Emissionen rasch und radikal zu senken. Darüber hinaus muss die Schweiz ausreichend finanzielle Mittel für die Menschen in armen Ländern zur Verfügung stellen, damit sie sich besser an die Klimakrise anpassen können.
Weil die Klimakrise die extreme Armut vergrössert und die Migration verstärkt, ist die Anpassung an veränderte Klimabedingungen ein Schwerpunkt in den Projekten der Internationalen Zusammenarbeit (IZA) von Caritas Schweiz dar. Dabei steht die Armutsbekämpfung stets an erster Stelle. Wir stärken die Resilienz der verletzlichsten Menschen, beispielsweise durch die Förderung klimaangepasster Anbaumethoden in der Landwirtschaft. Darüber hinaus ist Caritas Schweiz Mitglied der Klima-Allianz und engagiert sich für eine wirksame und sozialverträgliche Klimapolitik der Schweiz.
Wieso die Klimakrise für Caritas Schweiz ein zentrales Thema ist
Factsheet Klima und Armut
Acht Gründe, weshalb Armutsbekämpfung und die Bewältigung der Klimakrise zusammen angegangen werden müssen.
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Leiterin Fachstelle Entwicklungs- und Klimapolitik+41 41 419 23 95alindt@caritas.ch
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Titelbild: © Simon Huber