«Wir möchten die bestmögliche Betreuung für Geflüchtete bieten»
Caritas Schweiz ist seit März im Kanton Zürich für den Betrieb von fünf Asylzentren zuständig. Giuseppe Sollazzi leitet das Mandat. Er erzählt, was es bedeutet, ein solches Grossprojekt innert kürzester Zeit umzusetzen.
Als humanitäre Organisation engagiert sich Caritas Schweiz in vielfältiger Weise im Asylwesen. Im Auftrag des Kantons Zürich betreibt sie seit März sogenannte Durchgangszentren und Wohngruppen für unbegleitete Minderjährige. Hier leben asylsuchende und geflüchtete Personen, die vom Bund dem Kanton zugewiesen wurden. Die Familien, Einzelpersonen und Jugendlichen wohnen meist einige Monate in den Zentren, bis sie einer Gemeinde zugeteilt werden.
Giuseppe Sollazzi, wie muss man sich den Alltag in einem Asylzentrum vorstellen?
Die Menschen haben unterschiedliche Tagesprogramme: Während die einen zum Deutschunterricht gehen, haben andere Termine bei Behörden, bringen ihre Kinder zur Schule oder helfen bei der Gebäudereinigung mit. Auch der Betreuungsbedarf ist sehr individuell. Kurz: Der Alltag ist dynamisch und von Spontanität geprägt. Unsere Mitarbeitenden sind ständig gefordert, gerade in belastenden Situationen.
«Unsere Mitarbeitenden begegnen den Menschen mit viel Sensibilität und Empathie.»Giuseppe SollazziLeiter Mandat Asylzentren Zürich
Was meinen Sie damit?
Wir arbeiten mit Menschen zusammen, die eine schwere Flucht hinter sich haben. Viele sind traumatisiert und befinden sich jetzt in einem Land, dessen Sprache sie nicht sprechen und Gepflogenheiten nicht kennen. Sie sind nicht zuhause und das macht etwas mit ihnen. Unsere Mitarbeitenden begegnen ihnen mit Sensibilität und Empathie. Wir sind dankbar, einen sinnvollen Beitrag für diese Menschen leisten zu dürfen.
Die Caritas hat im November 2023 den Zuschlag für 5 Asylzentren erhalten, vier Monate später startete bereits der Betrieb. Was war die grösste Herausforderung?
Wir mussten die Standorte innert kürzester Zeit von der Vorgängerorganisation übernehmen. Es gab unzählige Aufgaben zu erledigen, von der Einstellung von rund 100 Mitarbeitenden und der Festlegung neuer Prozesse bis hin zum Einkauf von Zahnbürsten.
Wie haben die asylsuchenden und geflüchteten Personen auf den Wechsel der Betreiberin reagiert?
Die Reaktionen waren mehrheitlich positiv. Die Mitarbeitenden sorgten dafür, dass sich der Alltag der Menschen nicht allzu stark verändert, was durchaus eine Herausforderung war. Denn einen Teil des Personals konnten wir von der Vorgängerorganisation übernehmen, einen anderen Teil mussten wir neu rekrutieren.
Was möchte die Caritas mit dem Mandat erreichen?
Wir möchten den Klientinnen und Klienten die bestmögliche Betreuung bieten und sie bei ihrer Integration unterstützen. Zudem will die Caritas eine verlässliche Partnerin des Kantons sein und sich für gute Standards in der Unterbringung und Betreuung einsetzen.
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Titelbild: Die Caritas bereitet geflüchtete Personen in den Asylzentren auf ein selbständiges Leben in der Schweiz vor. © Pia Zanetti